Zusammenfassung
Nach wie vor präsentiert sich das „Modell Deutschland“ mit einer relativen Stabilität und dies, obwohl auf die Wirtschaftskrise 1974/75 eine Periode reduzierten Wachstums folgt, die Einkommenszuwächse stagnieren, mit der Massenarbeitslosigkeit zusätzliche soziale Probleme und Konflikte auftreten und in der staatlichen Politik restriktive Momente überwiegen. Der politisch-soziale Konsens zwischen Kapital und Arbeit gerät nicht ins Wanken, mögen sich auch im Detail Konflikte verschärfen, in den gesellschaftlichen Grundsätzen bleiben die Führungsgruppen von Kapital, Staat und Gewerkschaften einig und sind sich der Zustimmung von Bevölkerungsmehrheiten gewiß.
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Fußnoten
„Theorie als Entwicklung, als Prozeß zu begreifen, nicht als die grosse, von Anfang fertige Orientierung. Theorie formuliert Erfahrungen, die man im Prozeß mit anderen, im Umgang mit dem zu erforschenden Sachverhalt gewinnt. Eine fertige Theorie am Anfang, vor aller Analyse und Handlung, ist ein Unding. Hat man aber ein Konzept formuliert (eine Theorie), so ist es immer wieder der „Wirklichkeit“ auszusetzen. Der Prozeß der Theoriebildung ist niemals abgeschlossen.“ NARR 1979, S. 523/4
Inwieweit überhaupt eine „universelle Methodologie und Theorie“ apostrophiert werden kann, scheint mir zweifelhaft. „… meine Absicht ist vielmehr, den Leser davon zu überzeugen, daß alle Methodologien, auch die einleuchtensden, ihre Grenzen haben“ und FEYERABEND fährt fort:“ Selbst vorgegebene Prinzipien müssen sich erst in konkreten Umständen bewähren, das heißt sie werden auf jeden Fall von den Besonderheiten dieser Umstände und nicht abstrakt legitimiert.“ FEYERABEND 1979, S. 86 und 89
Die fatalen Auswirkungen einer Mystifizierung der „Wesensanalyse“ dämmern in neuerer Zeit auch Vertretern der Marx-Orthodoxie. „Im Herumreiten auf der begrifflichen Unterscheidung zwischen dem Oberflächenschein und dem Wesen der kapitalistischen Gesellschaft wurde die unmittelbare Erfahrung des lebendigen Individuums als Quelle möglicher Erkenntnis noch einmal denunziert.“ NEUSÜß in PROKLA 36, S. 131
CASTORIADIS argumentiert in die gleiche Richtung: „… auch dem gängigen Marxismus ist die Verschmelzung der Theorie vom Staat als der Machtinstanz der herrschenden Klasse mit der Analyse seiner ökonomischen Rolle nie geglückt.“ CASTORIADIS 1981, S. 164
„Ökonomische Strategien sind nicht Reaktionen auf eine abstrakte und für alle gleiche Situation, etwa auf einem bestimmten Zustand des Arbeitsmarktes oder eine durchschnittliche Profitrate, sondern auf eine einzigartige Konfiguration von positiven oder negativen, in den sozialen Raum eingeschriebenen Indizes, eine Konfiguration, die ein spezifisches Verhältnis zwischen dem vorhandenen Vermögen und den verschiedenen Märkten zum Ausdruck bringt, das heißt ein bestimmtes Maß an aktueller und potentieller Verfügungsgewalt über die Instrumente der Produktion und der Reproduktion.“ BOURDIEU 1981, S. 175
Fußnoten
Darüberhinaus reduzieren beide Ansätze Politik auf Wirtschaftspolitik.
Die neoklassische Trennung von endogenen und exogenen Faktoren überträgt Modell denken auf eine durch diese Trennung nicht zu erfassende Realität, vergl. ARNDT 1979
vergl. MARX MEW 23, S. 647 ff.; eine andere mögliche Version bezieht die Veränderung der Organischen Zusammensetzung mit ein.
Beispielsweise sind alle plebiszitären Elemente aus der westdeutschen Verfassung gestrichen.
Als eklatantestes Beispiel sei die Reduktion des Streiks auf die Ebene des Ökonomisehen genannt.
Nicht zuletzt deshalb hat die ÄPO ihre Kritik in der Selbstcharakterisierung als APO auf den geschichtlich adäquaten Begriff gebracht. vergl. des weiteren die Schriften von MARCUSE und auch HABERMAS.
„Regulieren“ im weiteren (Makro) Sinne impliziert die Autonomie der Mikroebene. Allein die materielle und politisch-soziale Reproduktion der Arbeitskraft macht nach AGNOLI 1975 den Staat zur unabdingbaren Voraussetzung der weiteren Produktion und führt zur funktionel-len Verlötung von Staat und Ökonomie.
Vergl. KEYNES 1936 und KALECKI 1974
Selbst in der subjektiven Wahrnehmung von potentiell Betroffenen spiegelt sich überwiegend die herrschende Ideologie, die Arbeitslosigkeit auf ein selbstverschuldetes, individuelles Problem reduziert, wieder. vergl. ZOLL 1981
Der von Hoffman vorgebrachte Einwand, die Theorie des Politischen Konjunkturzyklus sei unzureichend, „weil in ihm die Frage nach den hinter der Durchsetzung von Interessen stehenden materiellen Zwängen weitgehend unterschlagen wird.“ (HOFFMANN 1 978, S. 263) trifft sicherlich Ansätze aus dem Umkreis der „Neuen Politischen Ökonomie“, die ökonomische Analysen in von der materiellen Basis der Gesellschaft losgelöste Handlungstheorie transformieren. In der „Verobjektivierung“ dieser materiellen Zwänge liegt jedoch die spezifische Schwäche dieser Kritik, die soziale Prozesse nur aus den „objektiven Zwängen“ ökonomischer Verhältnisse ableitet, ohne diese selbst als Ergebnis spezifischer sozialer Handlungen zu begreifen.
Zumindest unter den Bedingungen einer „Nachkriegsökonomie“
„Damit werden die Unternehmen auf eine bestimmte Strategie der Kostenreduktion festgelegt: Da die Löhne nach unten nicht nachgeben, läßt sich die betriebliche Lohnsumme nur noch durch Beschäftigungsreduktionen dauerhaft mindern. Das heißt, daß eine auf die Krise folgende Produktionsausweitung ohne Beschäftigungszunahme stattfinden muß, wenn nicht mit der Überwindung der Krise deren lohnkostenbereinigen-der Effekt sogleich wieder zunichte gemacht sein soll. Beschäftigungs-niveauneutrale Produktionsausweitung aber hat Rationalisierungsinvestitionen zur Folge.“ VOBRUBA 1979, S. 501
vergl. VOBRUBA 1978
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© 1984 Westdeutscher Verlag, Opladen
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Schroeder, K. (1984). Einleitung. In: Der Weg in die Stagnation. Beiträge zur sozialwissenschaftlichen Forschung, vol 56. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88524-1_1
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