Zusammenfassung
Wenn man den Begriffswurzeln des Wortes „Toleranz“ nachspürt, kommt man in den Bereich der individuellen Ethik. Der lateinische Wortstamm und sein griechisches Äquivalent1 beschreiben die sittliche Haltung, die aus dem Solidaritätsbewußtsein erwächst, daß ich den neben mir lebenden Menschen, der zwar durch seine Eigenart, seine Andersartigkeit, das Zusammenleben erschweren kann, „ertragen“ muß2. Von hier aus weitet sich der Begriff aus auf das Dulden und Ertragen von Lebensgewohnheiten und Eigenarten von Gruppen, die sich in der menschlichen Gemeinschaft gebildet und sich durch ihre Gebräuche, ihre Sitten, ihre Religion als abgehobene Sondergruppe charakterisiert haben. Einer der stärksten gemeinschaftsbildenden Faktoren ist die Religion, hier verstanden als einheitliche, öffentliche Bezeugung eines bestimmten Verhältnisses zu Gott oder zu göttlichen Mächten3. Selbstverständlich kann man die Frage nach der gegenseitigen Duldung von Gruppen auch erörtern auf dem Gebiet der Rechtsgewohnheiten und anderer gesellschaftlicher Phänomene4; auf diesen verschiedenen Feldern sind jedoch im Lauf der Geschichte Ausgleich und Anpassung leichter zustandegekommen als dort, wo Glaube und religiöse Übung die Sonderheit begründeten.
Danken möchte ich den Mitgliedern des Oberseminars im WS 1976/77, besonders meiner Assistentin Frau Dr. M.-B. v. Stritzky und Herrn Kollegen H. Dörrie.
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Kötting, B. (1977). Religionsfreiheit und Toleranz im Altertum. In: Religionsfreiheit und Toleranz im Altertum. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 223. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88518-0_2
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