Zusammenfassung

Zusammenfassung

Als ein wesentliches Ergebnis der Rekonstruktion der Bonapartismus-Theorietradition kann festgestellt werden, daß die am Marx/Engels’schen Modell orientierte Faschismusdiskussion in ihrer jahrzehntelangen Geschichte eine Reihe von Theoreme hervorgebracht hat, jedoch — abgesehen von einigen neueren Systematisierungsversuchen — keine empirisch-sozialgeschichtlich ausgewiesene Faschismus-Theorie. Marx’ und Engels Äußerungen über den französischen und preußischen Bonapartismus haben den Rang von journalistisch-impressionistischen Thesen zu konkreten Herrschaftsformen. Sie verweisen, worauf verschiedentlich hingewiesen worden ist, auf den Rahmen einer die “Zyklen politischer Formen” des Kapitalismus ins Auge fassenden Theorie des bürgerlichen Staates.³¹ Um nichts anderes handelt es sich bei der Entdeckungsphase des faschismustheoretischen Bonapartismus-Paradigmas (Bauer, Thalheimer, Trotzki). Die praktisch-politisch motivierten, am Kampf gegen die erstarkende NS-Massenbewegung beteiligten Äußerungen dieser Autoren können keinen anderen Status beanspruchen als den von politischen Thesen zur zeitgenössischen deutschen Entwicklung. Bei Marx und Engels entwickelte Theoreme sind teils übernommen worden (Thalheimer), teils ist der von Marx und Engels untersuchte realhistorische Gegenstand, der französische Bonapartismus nach 1849, zum Vergleich stärker herangezogen worden (Trotzki, Bauer). Aufgrund der zeitgenössisch- politischen Motivationsstruktur der Texte war in allen Fällen entscheidend die politische Operationalisierbarkeit der Thesen, indem sie auf den sich entwickelnden deutschen Faschismus angewendet wurden.