Methodische Vorüberlegungen

Zusammenfassung

Eine empirisch-sozialgeschichtlich gerichtete Betrachtungsweise der nationalsozialistischen Massenbasis und Massenbewegung stößt bei den ernsthaftesten Fragen an ihre Grenzen: Wo nach den Zielen der Bewegung, nach den Motiven und subjektiven Beweggründen und Befindlichkeiten ihrer Anhänger gefragt wird und vor allem danach, was eigentlich die Bewegung “in Bewegung” hält. Dies zu verkennen käme einer voreiligen Diskreditierung notwendiger theoretischer Spekulationen im Bezugsrahmen der politischen Soziologie gleich, denn: Soziale Bewegungen sind immer mehr als die Summe der Motivationen und konkreten Verhaltensweisen der einzelnen Mitglieder, mehr als die Gesamtheit der propagandistischen Lenkungs- und Steuerungsmanöver und der finanziellen Einflußnahme von pressure groups, mehr als die Summe alltäglichen persönlichen Einsatzes für die Bewegung. Das Potential an Handlungsmöglichkeiten und -strategien der sozialen Bewegungen ist mehr als die Summe aufzählbarer “temporärer Verhaltensweisen” (Rammstedt) ihrer Mitglieder und Sympathisanten.