Zusammenfassung
Die Geisteswissenschaftliche Klasse in der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften (oder in deren Vorgängerin, der Arbeitsgemeinschaft für Forschung) hat immer wieder Vorträge über forschungspolitische Fragen diskutiert. Gleich die erste Vortragsveröffentlichung handelte über die Bedeutung der Geisteswissenschaften für die Bildung; es folgten forschungspolitische Vorträge der verschiedensten Art — bis hin zu Berichten über die Aufgaben des Wissenschaftsrates und die Förderungsformen der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Kette dieser Vorträge, die die Forschungspolitik der Nachkriegszeit begleitete, riß freilich 1967 ab mit einem Doppelvortrag von Helmut Schelsky und Ludwig E. Feinendegen.1 Es folgten, wenigstens in dieser Klasse, zehn Jahre des Schweigens. Hatte man Bedenken, sich in das zu mischen, was jetzt propagiert und durchgesetzt wurde? Wollte man sich an den nostalgischen Abgesängen auf die alte Philosophische Fakultät, der Selbstbezweiflung der geisteswissenschaftlichen Fächer unter Titeln wie „Wozu?“ und „Wozu noch?“ nicht beteiligen? Wie dem auch sei — heute hat sich die Situation geändert. Die Museen, die mit großem propagandistischem Aufwand totgesagt wurden, haben Hochkonjunktur; es ist wieder selbstverständlich geworden — gerade auch im politischen Bereich —, ein geschichtliches Selbstverständnis, mit allen Konsequenzen für die geisteswissenschaftliche Tätigkeit, zu fordern. Die Frage lautet nunmehr: erfüllen die Geisteswissenschaften ihre Aufgaben, leisten sie jenen Beitrag, auf den unser Gemeinwesen nicht verzichten kann?2
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Anmerkungen
Vgl. Hellmut Flashar, Nikolaus Lobkowicz, Otto Pöggeler (Hrsg.), Geisteswissenschaft als Aufgabe. Kulturpolitische Perspektiven und Aspekte. Berlin/New York 1978.
Vgl. auch Otto Pöggeler, Forschungspolitik und Geisteswissenschaften. In: Kurthübner, Nikolaus Lobkowicz, Hermann Lübbe, Gerard Radnitzky (Hrsg.), Die politische Herausforderung der Wissenschaft. Hamburg 1976. S. 125–138.
Vgl. Thomas Nipperdey/Ludwig Schmugge, 50 Jahre Forschungsförderung in Deutschland. Ein Abriß der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft 1920–1970. Berlin 1970. S. 30, S. 72–78.
Vgl. auch das Kapitel „Ober die Verantwortung des Forschers (1945–1950)“ in Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze. München 1973. S. 239.
Vgl. Gerard Radnitzky, Prinzipielle Problemstellungen der Forschungspolitik. In: Zeitschrift für allgemeine Wissenschaftstheorie 7 (1976). S. 367–403.
Vgl. zusammenfassend Otto Pöggeler, Rothackers Begriff der Geisteswissenschaften. In: Pfafferott/Strohmeier, Perspektiven der Kunst- und Kulturphilosophie (Festschrift W. Perpeet). In Vorbereitung.
Vgl. die Referate von Helmut Klages und Hermann Lübbe, in: Deutsche Forschungsgemeinschaft, Kolloquium über Forschungsplanung. Wiesbaden 1971.
Vgl. Walther Holtzmann, Das Deutsche historische Institut in Rom, und Graf Wolff Metternich, Die Bibliotheca Hertziana und der Palazzo Zuccari in Rom. Köln und Opladen 1955. S. 22ff.
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Pöggeler, O., Brand, G., Müller, K. (1980). Fragen der Forschungspolitik gegenüber den Geisteswissenschaften. In: Fragen der Forschungspolitik. Rheinisch-Westfälische Akademie der Wissenschaften, vol 242. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88137-3_1
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