Zusammenfassung
Es gehört zu den charakteristischen Merkmalen der Künste des chinesischen Literaten, daß er sie mit Anspruch auf Rang und Erfolg nur ausüben kann, wenn er die zum Teil recht schwierigen Techniken der Ausführung geradezu schlafwandlerisch sicher beherrscht. Das typisch abendländische Ringen des Künstlers mit Technik oder Komposition ist dem Chinesen fremd. Erst wenn er die erlernten Regeln souverän handhaben kann, wenn er die Tradition oder sogar mehrere Traditionslinien in sich aufgenommen hat, vermag er sich angemessen in den Künsten auszudrücken. Dies gilt für das Zitherspiel mit seiner schwierigen Fingertechnik und das Dichten mit seinen komplexen Reim-, Medodie- und Strukturregeln ebenso wie für die Malerei mit ihren mannigfaltigen Stilformen und die Schreibkunst mit der nur nach jahrelanger Übung zu meisternden Pinseltechnik. Bei der Ausübung seiner Kunst stellt sich der chinesische Künstler außerhalb der Alltagsrealität. Der Schaffensprozeß und die Vorbereitung und Einstimmung dazu nehmen die Züge eines ästhetischen Rituals an, das für alle Kunstformen in ähnlicher Weise abläuft. Schon in der berühmten und für die Entwicklung der späteren Literaturtheorie Maßstäbe setzenden, um 300 verfaßten Reimprosa über die Literatur (Wen Fu ) des Lu Ji wird als Voraussetzung zum Dichten gefordert: „Man mache seinen Geist vollkommen leer und rein, um seine Gedanken zu konzentrieren; man sammle alle seine Vorstellungen, um sie dann in Worte zu bringen“20. Und zweihundert Jahre später, im 6.
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Literatur
Fang, 9.
Wenxin diaolong 6, 26; Shih, 155.
Die Geschichte wird erzählt im Lidai mingha ji; Acker (1954), 12 und (1974), 143.
Bush-Shih, 120.
Zum Beispiel im Lidai minghua ji; Acker (1954), 176 und 181.
Wenxin diaolong 6, 26; Shih, 155.
Sakanishi (1936), 35; Goepper (1962), 28.
Vgl. Van Gulik, 50.
Dies sagt der Yuan-Maler Wu Zhen; zitiert bei Bush-Shih, 279.
Jing Hao in seinem Bifa Ji, zitiert bei Bush-Shih, 148.
Die Praktiken beschreibt Mather (1976), 20 und 36.
Enthalten in der Sammlung Du Gongbushi, juan 10, Ausgabe des SPTK, Heft 5, 23a–27a. Hierzu und zum Folgenden vgl. Goepper (1972), 36 ff.
Tuhua jianwen zhi, Übersetzung von Soper (1951), 61.
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Goepper, R. (2000). Der künstlerische Schaffensprozeß und die Beherrschung der Techniken. In: Aspekte des traditionellen chinesischen Kunstbegriffs. Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88135-9_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-07369-9
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