»Kritische Theorie« und studentische Neue Linke

Zusammenfassung

Es bedarf kaum noch eines Belegs dafür, daß, wie etwa Horst Heimann schreibt, ,,der Anspruch der Frankfurter Schule, die Wissenschaft in den Dienst der Emanzipation aller Menschen und der gesellschaftlichen Veränderung zu stellen, seine außerordentliche politische Bedeutung erst durch die Verbindung mit der studentischen Protest-und Oppositionsbewegung“¹ erhalten habe. Doch steht andererseits der umstands-losen Konstatierung eines solchen Wirkungszusammenhanges nicht nur Adornos und Habermasens Einspruch gegen verschiedene Erscheinungen des studentischen Protestes, sondern auch der resignative Zug der kritischen Theorie und ihre daraus folgende Ungeeignetheit als Handreichung zum revolutionären Handeln entgegen. Die Frage nach den Kausalzusammenhängen widerstrebt also einer Antwort in Form des eindeutigen ja oder nein: Weder kann die Neue Linke ihre Ideologie ohne weiteres als die Verwirklichung der kritischen Theorie ausgeben, noch kann aber auch diese sich darauf berufen, von den studentischen Aktivisten mißverständlich in Anspruch genommen zu werden. Ähnlich wie schon im Falle von Marx, dessen Verwahrung, er selbst sei jedenfalls kein Marxist, nicht daran vorbeiführen kann, daß die Vielzahl von Marxismen nicht einfachhin auf mangelnde Vertrautheit mit den authentischen Texten oder Verständnisunfähigkeit zurückzuführen ist, sondern eben auch die Widersprüche in Marxens eigenem Werk aktualisiert, so ist auch die Wirkung der kritischen Theorie auf die studentische Neue Linke nicht lediglich deren eigene Angelegenheit im Sinne üblicher Rezeptionsproblematik.