»Die Herrschaft des Geistes« (Novemberrevolution und Aktivismus)

Zusammenfassung

Mit dem Kriegsende und der Novemberrevolution wird die Suche nach dem „Volk . . . das nirgends ist“ um so dringlicher, als nach dem Ende der Monarchie das Volk nun tatsächlich zum politischen Subjekt werden muß. Umgekehrt begünstigt diese Situation theoretische Vorstellungen, welche darauf abzielen, die politische Kompetenz besonderen gesellschaftlichen Gruppen zu übertragen. Besonders die Forderungen nach einer geistigen Führungsrolle der Intelligenz nehmen in diesem Sinne nun konkretere Gestalt an. In einer gemäßigteren Form, d. h. unter Anerkennung der Demokratie, wirkt diese Tendenz der ersten Nachkriegsjahre noch in Thomas Manns Rede „Von deutscher Republik“ aus dem Jahre 1922, einer Rede zu Gerhart Hauptmanns sechzigstem Geburtstag nach.¹ Thomas Mann rechnet der Demokratie als besonderes Verdienst an, „daß sie des Landes geistige Spitzen, nach Wegfall der dynastischfeudalen, der Nation sichtbarer macht: daß unmittelbare Ansehen des Schriftstellers steigt im republikanischen Staat, seine unmittelbare Verantwortlichkeit gleichermaßen, — ganz einerlei, ob er persönlich dies je zu den Wünschbarkeiten zählte oder nicht.“²