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Die Berücksichtigung sozialer Aspekte im Entscheidungsprozeß über die Produktion von Konsumgütern

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Part of the book series: Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft ((WS,volume 1))

Zusammenfassung

Es ist längst nicht mehr besonders originell, jene „ahistorischen“, „apsychischen“ und „asozialen“ Aussagen über die Beziehungen zwischen Anbietern und Nachfragern und damit über die soziale Relevanz der Konsumgüterproduktion zu kritisieren, die die Ansprüche neoklassischer Modelle zur Realität erklären. Auch die diesen Modellen zugrundeliegenden Annahmen über die Verhaltensweisen der „Wirtschaftssubjekte“ und deren soziale Rückkoppelungen sind zu Lehrbuchweisheiten geworden, deren Realitätsbezug nur noch in der Erfüllung ihrer Funktion als ideologischer Überbau gegenwärtiger Verhältnisse besteht: Behauptungen, wie die, daß „die Haushalte“ ihren Nutzen maximieren; daß„die Unternehmen“ die Produktionsentscheidungen fällen1 und daß ein funktionierender Marktmechanismus sicherstelle, daß die Konsumentenpräferenzen als steuernde Daten die Produktionsentscheidungen bestimmen,2 sind durchaus in ihren eingeschränkten Aussagenwert erkannt worden3. Die daraus resultierende Verwerfung des neoklassischen Konsumentenbildes stammt nicht nur von Kritikern gegenwärtiger Verhältnisse in den westlichen Marktwirtschaften, sondern eher noch von der betriebswirtschaftlichen Praxis und der an ihren Bedürfnissen orientierten Marketing-Theorie. So verhallte der Ruf nach verhaltenswissenschaftlich fundierten Informationen über den Konsumenten und seine Reaktionen auf unternehmerische Entscheidungen keineswegs ungehört und eine wahre Flut sogenannter Consumer Behavior-Analysen versuchte, den Marketing-Praktikern u. a. darüber Aufschluß zu vermitteln, inwieweit Konsumentenreaktionen Folgen sozialpsychologischer Bindungen der Konsumenten sind4. In der Praxis der Konsumgüterproduktion und -vermarktung fmdet dieses Verständnis sozialer Aspekte auch durchaus Berücksichtigung; allerdings nicht in dem sozialverantwortlichen Sinn einer vikarischen Unternehmerfunktion, den Unternehmensvertreter gern betonen, sondern unter ganz konkreten Verwertungsgesichtspunkten.

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Literatur

  1. Eine derart „amorphe“ Interpretation von Wirtschaftseinheiten findet sich z. B. in den Lehr¬büchern von Schneider, E., Einführung in die Wirtschaftstheorie, II. Teil, 11. Aufl., Tübingen 1967, S. 4 ff.; Woll, A., Allgemeine Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., München 1974.

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  2. Vgl. dazu Engels, W., Soziale Marktwirtschaft verschmähte Zukunft, Stuttgart 1972, S. 51 f.

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  7. Köhler, R., Das Informationsverhalten im Entscheidungsprozeß vor der Markteinführung eines neuen Artikels, Bericht über eine empirische Erhebung; Schriftenreihe der ZfB, Band 4, Wies¬baden 1972.

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  8. S. dazu Haug, W. F., Kritik der Warenästhetik, 4. Aufl., Frankfurt 1973.

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  9. Diese Schäden können nicht nur beim aktiven Konsumenten selbst eintreten, sondern auch — und oftmals sogar in erster Linie — bei der ökologischen und sozialen Umwelt: Umweltver¬schmutzung, Beanspruchung von nicht (oder nicht ohne negative externe Effekte) vermehr-baren Ressourcen sind Folgen, die sowohl aus dem Produktionsprozeß als auch aus der Kon¬sumtion von Gütern resultieren. Diese Problematik soll jedoch hier nicht weiter verfolgt wer¬den.

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  10. Vgl. v. Hippel, E., Verbraucherschutz, Tübingen 1974, insbes. S. 70–83.

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  11. Die Abwanderung zur Konkurrenz ist für den einzelnen Konsumenten nicht sinnvoll, wenn die Konkurrenzprodukte gleich bewertete Mängel aufweisen, wenn es sich bei dem Fehlkauf um ein langlebiges Konsumgut mit hohem Anteil am Budget handelt oder wenn die relative Bedeu¬tung des Kaufs für den einzelnen Konsumenten so gering ist, daß die Kosten der Information über Konkurrenzprodukte nicht die zu erwartenden Vorteile kompensieren.

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  12. Dies ist z. B. dann der Fall, wenn unter den Bedingungen des jeweiligen sozialökonomischen status quo die Konsumtion eines Gutes zwar individuelle Vorteile einbringt (z. B. der Besitz eines Autos verschafft räumliche Mobilität), jedoch der Massenkonsum dieses Gutes zu kollek¬tiven Nachteilen fuhrt (z. B. Umweltverschmutzung, Überlastung des Straßennetzes). Diese — scheinbar die individuellen Präferenzen reflektierenden — Massenkonsummuster entwickeln dann eine Eigendynamik, die die Suche nach strukturell ganz anders gearteten Alternativen (z. B. Ausbau eines befriedigenden öffentlichen Verkehrsnetzes) von vornherein stark ein¬schränken.

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  13. Auch an eine Beteiligung von Konsumentenvertretern an einer institutionalisierten Investitions¬lenkung ist hier noch nicht gedacht, wenngleich die Ausräumung der im folgenden diskutierten Hindernisse einer Konsumentenaktivierung u. a. dazu beitragen könnte, das Argument der „Bürokratisierung“ oder der „Funktionärseinflußnahme” zu entkräften.

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  14. Scherhorn, G. u. a., Verbraucherinteressen und Verbraucherpolitik, Band 17 der Schriften der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Göttingen 1974.

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  15. Einige Möglichkeiten zeigen Lindhoff und blander auf. Lindhoff, H., and blander, F., The Influence of Consumers on the Development of New Products, veröffentlicht in: Preprint Series of the International Institute of Management, 1/73–68, Berlin 1973.

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  16. Vgl. dazu Hörning, K. H., Ansätze zu einer Konsumsoziologie, Freiburg 1970.

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  17. Habermas, J., Die Dialektik der Rationalisierung. Vom Pauperismus in Produktion und Kon¬sum, in: Merkur, VIII. Jg. (1954), S. 701–724; vgl. dazu die Spiegel-Umfrage Freizeitver¬halten, Sonderdruck, o. O. (Hamburg, o.J. (1975); Kohl, H., Arbeit und Freizeit, in: WSI Mitteilungen, 27. Jg. (1974), S. 101–110; Lenz-Romeiß, F., Freizeit und Alltag, Band 14 der Schriftenreihe der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Göttingen 1974.

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  19. Hörning, K. H., a.a.O., S. 128 ff.; vgl. dazu auch die Charakterisierung des „außengeleiteten Typs“ bei Riesman, D., Die einsame Masse, Hamburg 1958.

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  20. Hörning, K. H., a.a.O., S. 113 ff.

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  21. Selbstverständlich ist er — um die Kaufkraft als notwendige Bedingung des Konsums zu erhal¬ten — auch abhängig von einem kontinuierlichen Einkommenszufluß und einer möglichst effizienten Verwertung seiner Arbeitskraft.

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  22. Als einen ersten Indikator zur Unterstützung dieser These mag man die sehr persönlich und ohne theoretischen Anspruch formulierten Erfahrungsberichte von Arbeitnehmerinnen werten,aus denen hervorgeht, daß die Verfasserinnen mit zunehmendem auf Emanzipation am Arbeits¬platz gerichtetem Engagement auch ihre Konsumsituation wesentlich kritischer erlebten und deutlich sensibler auf Konsumanreize und Konsumzwänge reagierten. Vgl. Noeske, B., Röh¬rer, G. und Westberliner Werkkreis (Literatur der Arbeitswelt) (Hrsg.), Liebe Kollegin, Frank¬furt 1973.

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  23. Von einer Diskussion der Interessendurchsetzungsmöglichkeiten auf der Ebene der Geschäfts¬leitung soll hier abgesehen werden.

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  24. Das Produktions-und Investitionsprogramm ist auf den Sitzungen des Wirtschaftsausschusses zu erörtern. Der Wirtschaftsausschuß ist jedoch kein Organ, das Mitbestimmungsrechte besitzt. S. dazu § 106 Betr. VG vom 15.1.1972 (BGBl I S. 13) sowie Fitting, K., Auffahrth, F. und Kaiser, H., Handkommentar zum Betriebsverfassungsgesetz, München, o.J. (1972), S. 770–778, hier insbes. S. 773 und S. 776.

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  25. S. dazu Popitz, H. und Bahrdt, H. P., Das Gesellschaftsbild des Arbeiters, Tübingen 1957; Deppe, F., Kritik der Mitbestimmung, Frankfurt 1969.

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  26. So konnte man etwa auf dem Höhepunkt der Absatzkrise der Automobilunternehmen 1975 auch nur sehr bedingt Verständnis seitens der IG Metall für die Nahverkehrskonzeption der Gewerkschaft ÖTV erwarten. In derartigen Konfliktfällen ist allerdings zu differenzieren zwi¬schen Interessendivergenzen, die ihre Ursachen in konjukturellen Krisen haben und solchen, die aus strukturellen Schwächen resultieren.

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  27. VgL dazu Bessoth, R., Die Organisation des betrieblichen Vorschlagswesens, Band 31 der Schriftenreihe der Kommission für wirtschaftlichen und sozialen Wandel, Göttingen 1975.

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  28. Eine Übersicht über vorhandene Ansätze in Modell und Praxis findet sich bei Winterhager, W. D. (Hrsg.), Humanisierung der Arbeitswelt, Berlin—New York 1975 sowie bei Froemer, F., Arbeitshumanisierung, Opladen 1975.

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  29. Vgl. dazu den Beitrag von H. Wächter in diesem Band.

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  30. Streissler, E. und M. (Hrsg.), Konsum und Nachfrage, Köln und Berlin 1966, S. 21.

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  31. S. a. die alternativen Ansätze bei Küng, E., Wohlstand und Wohlfahrt, Tübingen 1972.

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© 1977 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler · Wiesbaden

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Czerwonka, C. (1977). Die Berücksichtigung sozialer Aspekte im Entscheidungsprozeß über die Produktion von Konsumgütern. In: Fischer-Winkelmann, W.F., Rock, R. (eds) Marketing und Gesellschaft. Wirtschaftswissenschaft als Sozialwissenschaft, vol 1. Gabler Verlag, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88055-0_7

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