Gesellschaftliche Probleme des Managementtrainings für Osteuropa

Zusammenfassung

Managementtrainings für Osteuropäer haben — im Gegensatz zu management development-Programmen in westlichen Unternehmen — immer auch gesellschafliche Auswirkungen. Nicht zuletzt von ihrer Qualität und praktischen Wirksamkeit hängt nämlich ab, ob der wirtschaftliche Transformationsprozeß in den ehemals sozialistischen Staaten erfolgreich verlaufenoder scheitern wird. Ohne erfolgreiches Management auf der betrieblichen Ebene und ohne eine Forderung der Umgestaltung in den Unternehmen scheitert jede Art von Wirtschaftspolitik, die sich zum Ziel gesetzt hat, die bisherige sozialistische Zentralverwaltungswirtschaft zu einer marktwirtschaftlichen Wirtschaftsordnung umzugestalten. Letztlich dürfte damit auch die politische Umgestaltung von zuvor autoritären, eben zentral und polizeistaatlich gesteuerten Gesellschaften zu pluralistischen Demokratien nach westlichem Vorbild mißlingen Ökonomisches Chaos und fundamentale soziale Probleme haben in der Geschichte nur selten den Nährboden für stabile Demokratien gebildet, sondern waren zumeist Ausgangspunkt für neue autoritäre oder extrem nationalistische Regimes. Die Veranstalter von Managementtrainings für Osteuropäer stehen somit nicht nur unter wirtschaftlichem Erfolgszwang wie bei Projekten der Personalentwicklung, die primär auf eine Absicherung und Verbesserung des wirtschaftlichen Erfolges von Unternehmen abzielen, sondern faktisch auch in einer politischen, d. h. gesellschaftlichen Verantwortung. Meines Erachtens wird diese gesellschaftliche Dimension des Managementtrainings in den ehemals sozialistischen Staaten von den Veranstaltern teilweise nicht bedacht, teilweise — so meine These — von einigen Teilnehmenden und institutionellen Kooperationspartnern in Osteuropa aber auch bewußt unterschlagen.