Zusammenfassung
In seinem 1844 erschienenen Buch über die “Verhütung chronischer Krankheiten, vornehmlich der Lungenschwindsucht” wurde von A. Fourcault 45) erstmalig der Begriff “Sozial-Hygiene” verwendet. Durch eine hygienische Vorsorge für die unter gesundheitswidrigen Bedingungen beschäftigten Arbeiter und für die noch im Kindesalter stehenden Arbeitenden wurde die Moral der Arbeiter gehoben, Arbeitslosigkeit und Armut, die Anlaß zu Krankheiten, Lastern, Diebstahl, Gewaltverbrechen und Selbstmord waren, wurden im Sinne einer Besserung beeinflußt. Nach Beendigung der napoleonischen Kriege bedingte die Frühindustrialisierung in England und in Deutschland eine “Verschärfung der sozialen Gegensätze” zwischen Armen und Reichen und eine zunehmende “Proletarisierung großer Massen” der Arbeiterschaft. Die durch das Wachstum der Industrie verursachten sozialen Übelstände in Verbindung mit dem Choleraausbruch 1831 veranlaßten in England topographisch-statistische und hygienische Ermittlungen über die Nahrungsmittelversorgung und über die Sterblichkeit in der Arbeiterschaft, deren ungünstige Ergebnisse zur Verbesserung im sozialhygienischen Bereich durch Gesundheitsgesetzgebung Anlaß gaben. In Deutschland erwiesen sich die intensiven Bestrebungen von R. Virchow zusammen mit S. Neumann und Leubuscher um eine “politische Reform” des Heilwesens und eine Reformierung der Gesundheitsverwaltung in den deutschen Staaten, vorwiegend in der bürokratisch verkrusteten, im Ressortpartikularismus und Kompetenzstreit verharrenden preußischen Medizinalverwaltung, als ergebnislos. Die medizinische Reform zur Schaffung einer “sozialen Gesundheitspflege” blieb trotz des Versagens der preußisch-deutschen Gesundheitsverwaltung anläßlich der Cholera- und Hungertyphus-Epidemien ungeschehen (G. Honigmann 46)).
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Author information
Authors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 1978 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Trüb, C.L.P. (1978). Die soziale Hygiene. In: Die Terminologie und Definition Sozialmedizin und Sozialhygiene in den literarischen Sekundärquellen der Jahre 1900 bis 1960. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 2725. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87836-6_2
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87836-6_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
Print ISBN: 978-3-531-02725-8
Online ISBN: 978-3-322-87836-6
eBook Packages: Springer Book Archive