Zusammenfassung
Gehende ganz bestimmte dieser Möglichkeiten. Dadurch macht er sie existent. Ebenso aber verdrängt er sie auch und erfindet andere. Er kann durch Abkürzungen, Abweichungen, Improvisationen, kurz, durch unvorhergesehene Wege gewisse Raumelemente bevorzugen, verändern, andere dafür außeracht lassen. Auf diese Weise erweiterte Charlie Chaplin die Dimensionen seiner Clownerien: er machte mit einer Sache ganz anderes, als in ihr angelegt ist, und überschritt so die Grenzen, die von der Bestimmung eines Gegenstandes her dem Benutzer gesetzt sind. Ähnlich kann der Gehende eine räumlich vorgegebene Bedeutung in etwas ganz anderes verwandeln. Damit, daß er einerseits nur einige der durch die gebaute Ordnung festgelegten Möglichkeiten nutzt (er geht nur hier, aber nicht dort), erhöht er andererseits die Möglichkeiten des Raums (zum Beispiel, indem er Abkürzungen findet oder Umwege macht) und ebenso auch die der Verbote (er verbietet sich z. B. die zugelassenen oder sogar obligatorischen Wege). Er wählt also aus. „Der Stadtbenutzer nimmt Bruchstücke des Ausgesagten vorweg, um sie sich insgeheim zu vergegenwärtigen15.“ Er stellt auf diese Weise Diskontinuität her, sei es, daß er eine Auswahl aus den Bedeutungen der räumlichen „Sprache“ trifft, sei es, daß er sie durch den Gebrauch, den er von ihr macht, verändert. Er widmet einige Orte dem Müßiggang oder der Ziellosigkeit, in anderen nimmt er „seltene“, „zufällige“ oder eigentlich nicht statthafte räumliche „Wendungen“ vor. Aber das führt bereits in die Rhetorik des Gehens hinein.
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References
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Über die Modalitäten, siehe H. Parret, La pragmatique des modalités, Urbino, 1975; oder: A. R. White, Modal thinking, Ithaca, Cornell University Press, 1975.
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Folon, JM. (1979). Super Städter. In: Panik Stadt. Vieweg+Teubner Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87822-9_2
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