Zusammenfassung
Dem begeisterten und engagierten Anhänger von Stars, von Filmen oder von Fernsehserien auf der Spur stößt der aufmerksame Betrachter auf wunderliche Widersprüche. Als Freizeitphänomen moderner Gesellschaften steht zwar seine ubiquitäre Existenz außer Zweifel, echtes Interesse schlägt sich jedoch weder im öffentlichen noch im wissenschaftlichen Diskurs nieder. Umso fragwürdiger erscheint die Selbstverständlichkeit seiner Beurteilung: Denn ist vom Fan die Rede, wird in stillschweigender Übereinkunft ein negativ konnotiertes Stereotyp, der “obsessive Einsame”, oder auch sein Plural, die “hysterische Masse” (Jensen 1992, S. 9), herbeizitiert. Dabei bleibt ungeklärt, welche Klassifizierung dem Fanbegriff zugrunde liegt: Ist Fandom das Signum einer spezifischen Korrelation individueller Eigenschaften oder eher eine Frage des Alters, eines temporären Stadiums psychischer Entwicklung (der Pubertät?), des Geschlechts oder einer — womöglich schichtspezifischen — Gruppenzugehörigkeit? Oder bezeichnet diese Kategorie potentielle Strategien der Freizeitgestaltung erlebnisorientierter Gesellschaften (vgl. Schulze 1992)? Solche alternativen Betrachtungsweisen, hier nur exemplarisch angerissen, müßten längst die Rede über den Fan in Frage gestellt und einen Bewußtseinswandel vorangetrieben haben, tatsächlich jedoch beanspruchen verkrustete Klischees, die ein reiches Fan(er)leben auf jene verrückten Verlautbarungen reduzieren, unvermindert ihre Gültigkeit.
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Klinger, J., Schmiedke-Rindt, C. (1996). Fantome einer fremden Welt. In: Hartmann, H.A., Haubl, R. (eds) Freizeit in der Erlebnisgesellschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87768-0_7
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12692-0
Online ISBN: 978-3-322-87768-0
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