Zusammenfassung
Die Unterrichtstheorie von J. GRZESIK ist eine funktionale Theorie, d.h. sie beschreibt und expliziert den unterrichtlichen Handlungszusammenhang als ein System, in dem jede Handlung die Konkretisation einer Funktion oder eines Bündels von Funktionen ist. In rein formaler Sicht ist die Funktion eine Abbildung aus einem Urbildbereich (Bereich der Argumente) in einen Abbildbereich (Bereich der Werte). Einem “Argument” wird sein Wert zugeordnet. Dies ist die mathematisch extensionale Deutung. In der intensionalen Deutung, die im sozialwissenschaftlichen Bereich vorherrscht, heißt dies, daß die Funktion, auf Ausgangsfaktoren angewandt, Resultate zeitigt, die sodann Leistung genannt werden. Oder anders ausgedrückt: Eine Handlung gestaltet an, in und durch Ausgangslagen funktionale Endlagen als Leistung (27) Die allgemeine Funktionalität von Lehrhandlungen ist das Auslösen von gegenständlich bestimmten Lernhandlungen. Die Funktionalität von Unterricht ist nicht einfach pures Lernen und schon gar nicht in erster Linie “Lernen-Lernen”, sondern die Funktionalität ist darin gegenständlich bestimmtes Lernen, daß es sich auf jene gemeinsame Welt bezieht, in die der neue Mensch eingeführt werden soll. Eine Welt, deren pädagogisches Korrelat nur “Lernen-Lernen” sein soll, wäre eine leere und abstrakte Welt, da alle Reflexion — und “Lernen-Lernen” ist eine Reflexion — ins Leere und Abstrakte läuft. “Lernen-Lernen” ist die Formel derer, die den Streit um Inhalte scheuen oder die Widersprüche in der gemeinsamen Welt in leeren Abstraktionen harmonisieren wollen. “Lernen-Lernen” ergibt sich nur, aber dann auch als notwendige Forderung, aus und an bestimmtem Lernen und vor allem an vielem bestimmtem Lernen (28).
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Literatur
MERTON referiert fünf Bedeutungen des Terminus Funktion. Seine schematische Analyse funktionaler Theorie deckt sich in den wesentlichen Punkten mit GRZESIKs Ansatz. (Vgl. MERTON,R.K.: Funktionale Analyse. S. 172–175. In: HARTMANN,H. (Hrsg.): Moderne amerikanische Soziologie. Neuere Beiträge zur soziologischen Theorie. Stuttgart: 1973 (2). S. 169–214.)
LUHMANN, N./KE.SCHORR Reflexionsprobleme im Erziehungssystem. a.a.O. S. 87. “Die Erziehung ist nur möglich, wo Lernfähigkeit vorausgesetzt werden kann. Die Kontingenzformel formuliert den Erziehungsprozeß als Steigerbarkeit seiner eigenen Prämisse, als Selbststeigerung. Lernfähigkeit ist also nicht nur der ‘Output’, nicht nur die erst am Ende fertige Leistung des Erziehungssystems, sondern die Betriebsprämisse, die durch laufende Inanspruchnahme entwickelt wird. Insofern ist die Funktion keine erst künftig eintretende Gegenwart, sondern je gegenwärtige Zukunft. Das Lernen lernt sich selbst.”
GRZESIK,J.: Unterrichtsplanung. Eine Einführung in ihre Theorie und Praxis. Heidelberg: 1979. S. 167.
GRZESIK,J.: Die Steuerung von Lernprozessen im Unterricht. Heidelberg: 1976. S. 21.
GRZESIK,J.: Unterrichtsplanung. a.a.O. S. 165.
GRZESIK,J.: Die Steuerung von Lernprozessen. a.a.O. S. 35.
Die im Zusammenhang mit den Gegenstandsfaktoren gegebene Methodenvariable kann hier vernachlässigt werden, weil sie für die Zeitgestaltendiskussion nichts hinzubringt, was nicht sonst schon zur Darstellung kommt (vgl. ebd. S. 36ff.).
GRZESIK gibt noch weitere externe Faktoren an, die hier nicht weiter interessieren. Der Vollständigkeit halber sei auf GRZESIK,J.: Unterrichtsplanung. a.a.O. S. 175ff. verwiesen.
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Meder, N. (1988). J. GRZESIKS Ansatz der Funktionalen Unterrichtsforschung. In: Interaktionsanalyse im Literaturunterricht. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 3230. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87650-8_3
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