Zusammenfassung
Zu den frühen Motiven der Wandbildproduktion gehören neben den Pflanzen und Tieren sowie den Gegenständen in Haus und Hof die Jahreszeiten. Wie der Wechsel von Tag und Nacht bestimmen auch die Jahreszeiten das Zeiterleben des Menschen unserer Breiten. Wie der Mensch das Geschehen nach gestern, heute und morgen ordnet, denkt er in nächst weiteren Zeiträumen an Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Er vergewissert sich, daß die Zeit noch reicht, dieses oder jenes zu tun oder er sorgt im Herbst für den Winter und überlegt auch heute noch im Frühjahr, wo er im Sommer den Urlaub verbringen kann. Dieses natürliche Zeiterleben von Tag und Nacht oder von Sommer und Winter bestimmte vor hundert Jahren mehr noch als heute den Lebensrhythmus des Menschen. Je unabhängiger die Technik den Menschen von der Natur macht, um so weniger bedrückt ihn der Ablauf des Jahres mit seinen wechselnden klimatischen Bedingungen. Trotz aller Technik in der gegenwärtigen Lebenswelt beeinflussen die sich ändernden Jahreszeiten das Tun und Denken auch heute noch. Des Menschen Leben ist unabdingbar in den Wechsel der Jahreszeiten eingebunden.
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Anmerkungen
Keller,Adam/Brandenburger: Kehrein-Kellers Handbuch der Erziehung und des Unterrichts. 13. Aufl., Paderborn 1908, S. 340
Scholz, Edmund: Zeitvorstellungen und ihre Pflege in der Schule. In: Rein, Wilhelm (Hg.): Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik. 2. Aufl., Bd. 10, Langensalza 1910, S. 444f.
Lichtenstein-Rother, Ilse: Schulanfang. Ein Beitrag zur Arbeit in den ersten beiden Schuljahren. 5. Aufl., Frankfurt a. M. 1962, S. 114
Nordrhein-Westfalen. Richtlinien und Lehrpläne für die Grundschule (Schulversuch). Wuppertal 1969, S. 200; vgl. auch die kritische Auseinandersetzung von Hans Georg Kirchhoff über “Heimatkunde. Ein Plädoyer.” In: ders.: Weiterführender Geschichtsunterricht. Ratingen 1971, S. 83–114
Rude, Adolf: Methodik des gesamten Schulunterrichts. Unter besonderer Berücksichtigung neuerer Bestrebungen. 5. Aufl., Bd. 1, Osterwieck/ Leipzig 1908, S. 229f.; ähnliche Aussagen enthalten alle Lehrerhandbücher der Zeit.
Vgl. Zimmermann, Heinrich: Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatkunde. 12. Aufl., Bd. II, Kap. 11 “Die Jahreszeiten”, Braunschweig 1925, S. 311–347
Scharrelmann, Heinrich: Die Groß-Stadt. Spaziergänge in die Großstadt. Hamburg 1914; Gansberg, Fritz: Heimatkunde oder Kulturkunde. In: ders.: Produktive Arbeit. 2. Aufl., Leipzig 1923, S. 135f.; Kautz, Heinrich: Um die Seele des Industriekindes. Donauwörth 1918
Vgl. Flach, Werner: Zur Prinzipienlehre der Anschauung. Hamburg 1963 oder Merkle, Siegbert Ernst: Die historische Dimension des Prinzips der Anschauung. Frankfurt a.M. 1983
Vgl. z.B. Baeumker, Clemens: Anschauung und Denken. Eine psychologisch-pädagogische Studie. Paderborn 1913 oder Merkert, Paul Reinald: Die Sinne des Menschen im Dienst des geistigen Welterwerbs. Ein Beitrag zur Grundlegung der pädagogischen Anthropologie. Ratingen 1970
Vgl. Dörpfeld, Friedrich Wilhelm: Die schulmäßige Bildung der Begriffe. 6. Aufl., Gütersloh 1907; ferner Lassahn, Rudolf/Stach, Reinhard: Geschichte der Schulversuche. Heidelberg 1979, S. 163f.
Dörpfeld, Friedrich Wilhelm: Der didaktische Materialismus. Gütersloh 1879, S. 123f.
ders.: Zwei dringliche Reformen im Realunterricht und im Sprachunterricht. Gütersloh 1883, S. 10; es handelt sich hier um Forderungen, die an das Lesebuch zu stellen sind, für das Wandbild aber ebenso zutreffen.
Volkmann, Ludwig: Die Erziehung zum Sehen. 2. Aufl., Leipzig 1902, S. 28
Lichtwarks Arbeit erschien zuerst 1897 und in 18. Auflage im Jahre 1922.
Handbüchlein des Schulwandschmucks. Mit 94 farbigen und 4 schwarzen Abbildungen und vollständigem Bilderverzeichnis. Leipzig o.J. (1905), S. 7 b
Lichtwark, Alfred: Aus der Praxis. Die Grundlagen der künstlerischen Bildung. Berlin 1902, S. 155
Vgl. Karnick, Rudolf: Redet um Sachen! Beiträge für den Unterricht im 2. Schuljahr. Weinheim/Berlin 1968 (1958)
Vgl. Bildbetrachtung “Die vier Jahreszeiten” im 1. und 2. Schuljahr. In: Ebeling, Hans/Wacker, Hermann: Anschauen - Behandeln - Begreifen. 3. Aufl., Hannover 1966, S. 117f.
Gärtner, Friedrich: Neuzeitliche Heimatkunde. Der ungefächerte Sachunterricht der Volksschulunterstufe. München 1958, S. 59; Gärtner bietet eine umfangreiche Darstellung über die Theorie des Anschauungsunterrichts und das Prinzip der Anschauung.
Vgl. Behrmann, Inge: Darstellungen der vier Jahreszeiten auf Objekten der Volkskunst. Untersuchungen zur Ikonographie und Geschichte eines Motivs. Frankfurt a.M. 1976
Vgl. Guardini, Romano: Die Lebensalter. Ihre ethische und pädagogische Bedeutung. 2. Aufl., Würzburg 1967 (1959)
Vgl. Artikel “Jahreszeiten”. In: Lexikon der Kunst. Bd. II, Leipzig 1976, S. 446f.
) z.B. Goethes Bild “Winterliche Mondnacht am Schwansee bei Weimar”. In: Wahl, Hans: Goethe als Zeichner der deutschen Landschaft. 2. Aufl., Erfurt 1951, S. 7
Vgl. Platte, Erika: Caspar David Friedrich. Die Jahreszeiten. Stuttgart 1961; Behrmann, I.: a.a.0., S. 32f.
Vgl. Bollnow, Otto Friedrich: Die Pädagogik der deutschen Romantik. 2. Aufl., Stuttgart 1967, bes. S. 32f.
Behrmann, I.: a.a.0., S. 14
Vgl. Rossbacher, Karlheinz: Heimatkunstbewegung und Heimatroman. Zu einer Literatursoziologie der Jahrhundertwende. Stuttgart 1975
Vgl. Niethammer, Arnolf: Gemeinschaft, Volk und Staat innerhalb eines Teilzusammenhanges der Kunsterziehungsbewegung (Langbehn und Lichtwark). In: Pädagogische Rundschau. 40. Jg. 1986, S. 193–219
Duda, August: Schülerheft für die Denk-und Sprachübungen zu den Winckelmannschen Anschauungsbildern. Berlin 1889, S. 42
Vgl. Heinemann, P.: L. Heinemanns Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatkunde. 10. Aufl., Leipzig 1913, S. 338f.
Die Lehrmittel der deutschen Schule. Heft 3, 5. Jg. 1905, S. 22
Schröer, Arnold: Die künstlerische Seite der Anschauungsbilder. In: Zeitschrift für den französischen und englischen Unterricht. Bd. 1, 1911, S. 40
Schneider, J.: Das Bild und seine Verwertung im Anschauungs-und Aufsatzunterricht. Osnabrück 1889, S. 58 siehe auch: Die Lehrmittel der deutschen Schule. Heft 1, 2. Jg. 1902, S. 11: “Hölzels Wandbilder für den Anschauungs-und Sprachunterricht erfreuen sich mit Recht großer Beliebtheit,…Was die Hölzelschen Bilder auszeichnet, ist neben ihrer schönen Ausstattung in 14fachem Farbendruck die Erschließung zahlreicher im Anschauungs-und Sprachunterricht willkommener Stoffgebiete.”
Thieme, Ulrich/Becker, Felix: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler. Leipzig o.J., S. 9–10
Die Lehrmittel der deutschen Schule. Heft 5, 3. Jg. 1903, S. 59
Kolar, Heinrich: Einiges über unsere Anschauungsbilder für die Elementarklasse. In: Zeitschrift für Lehrmittelwesen und pädagogische Literatur. Heft 1, 3. Jg. 1907, S. 14
Die Lehrmittel der deutschen Schule. Heft 5, 3. Jg. 1903, S. 60
Bernhauser, Johannes: Wandbilder im Anschauungsunterricht. Frankfurt 1979, S. 93–94
G.K. (Monogramm): Besprechung: Bilder für den Anschauungs-und Sprachunterricht. In: Schulblatt für die Provinz Brandenburg. 1861, S. 237
“So wird z.B. (auf dem Winterbild) der mit Baumstämmen schwer beladene Wagen auf dem spiegelblanken Eise wohl nimmermehr vom Fleck kommen. Und sieht es nicht so aus, als ob das Loch, in das ein Knabe gefallen ist, eigens für diesen Zweck ins Eis gehauen ist? Kein Mensch kümmert sich um ihn - ist auch nicht nötig: ‘Ohne Perspektiv’ und Hut steigt er ruhig aus der Flut’, als wenn er ein erfrischendes Bad genommen hätte. Ebenso sind die Vögel, die sich mitten unter Menschen und Tiere wagen, die Hühner, die im Schnee einherstolzieren, Ungereimtheiten, die nur von dem Raben übertroffen werden, der mit dem abgenagten Mammutknochen im Schnabel sich aus dem ‘Staube’ macht.” (Schröer, A.: a.a.0., S. 38)
Die genannte Intention wurde im Eröffnungsreferat des Kunsterziehungstages vorgetragen und in den Diskussionsbeiträgen bestätigt. Vgl. Kunsterziehung. Ergebnisse und Anregungen des Kunsterziehungstages in Dresden am 28. und 29. September 1901. Leipzig 1902, S. 30
Selbstanzeige des Hirt Velages. In: Müller, Max/Volkmer, August: Anleitung zur unterrichtlichen Behandlung von Hirts Anschauungsbildern. Breslau 1904
Schlünder, Inge: Die deutschen Künstlersteinzeichnungen und die kunstpädagogische Reformbewegung in der Wilhelminischen Ära. Frankfurt 1973, S. 76. Bezogen ist die Aussage auf die Künstlersteinzeichnungen der Verlage Teubner und Voigtländer, die Georgi anfertigte und die ihm schnell zu einem der beliebtesten Wandbildmaler seiner Zeit werden ließen. “Wie sehr Georgis Kunst dem damaligen Zeitgeschmack entgegenkam, beweist ein Aufsatz in der Zeitschrift ‘Deutsche Kunst und Dekoration’, in dem es heißt: ’…Diese Kunst Georgis ist frisch wie ein reifer Apfel; in dem ganz volkstümlichen Charakter, in dem er das Landleben, die deutsche Landschaft (besonders den Herbst), Arbeit und Vergnügen durchempfindet und mit einer rustikalen Frische und Gesundheit, der aber oft jene leichte Melancholie beigegeben ist, die für die deutsche Volksseele, wie sie sich so nachhaltig im Liede ausspricht, bezeichnend ist, ist er ein Fortsetzer Dürers, L. Richters und Schwinds.”’ (Kühn, Paul: Walther Georgi. In: Deutsche Kunst und Dekoration. 1907/08, S. 284, zitiert nach Schlünder, I.: a.a.0., S. 198)
Semrau, Max: Künstlerische Anschauungsbilder. In: Die Lehrmittel der deutschen Schule. Heft 4, 4. Jg. 1904, S. 38
Zahlreiche Bilder wurden in dieser Zeit herausgegeben: antisemitische Rassenkarten, Vererbungstafeln, nationalsozialistisch verzerrte Geschichtsbilder bis hin zu Führerporträts mit Kindern, um Hitlers Popularität zu dokumentieren.
Über die Tätigkeit Plancks für den “Praktischen Schulmann” berichtet: Joerißen, Peter: Der ‘alltägliche’ Faschismus in den Schulwandbildern zur Zeit des Nationalsozialismus. In: Joerißen, Peter/Müller, Walter (Hg.): Die weite Welt im Klassenzimmer. Köln 1984, S. 53
Ebeling, Hans/Wacker, Hermann: Anschauen - Behandeln - Begreifen. 4. Aufl., Hannover 1971
Treuge, Julius: Der Anschauungsunterricht. Münster 1897, S. 134
Immel, Ute: Die deutsche Genremalerei im 19. Jahrhundert. Heidelberg 1967, S. 313
z.B. Treuge, J.: a.a.0.; Wernecke, Robert: Die Winkelmann’schen und Leutemann’schen Anschauungsbilder in ihrer praktischen Verwertung für den vereinigten Anschauungs-und Sprachunterricht. Wittenberg 1879; Duda, August: Denk-und Sprachübungen zu den Winckelmannschen Anschauungsbildern unter besonderer Berücksichtigung einfacher Schulverhältnisse. Berlin 1888; Strübing, F.: Sprachstoff zu den Bildern für den Anschauungs-und Sprachunterricht. 10. Aufl., Berlin 1883
Vgl. Helwig, Werner: Die Blaue Blume des Wandervogels. Aufstieg, Glanz und Sinn einer Jugendbewegung. Gütersloh 1960
Frobenius, Else: Mit uns zieht die neue Zeit. Eine Geschichte der deutschen Jugendbewegung mit 16 Tafeln. Berlin 1927, S. 29
ebd., S. 14; man wird durch Bild und Text erinnert an Friedrich Wilhelm Weber: Dreizehnlinden. Paderborn 1961 (1878). Der Beginn des Epos lautet: “Wonnig ist’s in Frühlingstagen Nach dem Wanderstab zu greifen Und, den Blumenstrauß am Hute, Gottes Garten zu durchschweifen.”
ebd., S. 8–9; an anderer Stelle heißt es: “Die Mutter läßt das Mädchen soviel Blumen pflücken, wie es will. Damit soll es sich schmücken. Dazu sind die Blumen da. Dazu laden sie auch ein. Eins aber soll das Kind nicht tun. Es soll die Blumen nicht pflücken und dann wegwerfen. Die Blumen sind zum Schmuck.” (S. 10)
Stiller, Alexander: Frühling. In: Der Neue Schulmann. Lieferung 1, 24. Jg. 1948, S. 5
Die anderen beiden von Joerißen nachgewiesenen formalen Gestaltungsmittel, die Polarisierung von Masse und Individuum und die lediglich illustrative Funktion der Landschaft, treffen auf das Frühlingsbild nicht mehr zu, sind aber ebenso bei den anderen Jahreszeitenbildern nicht vorhanden. Sie sind es, die in anderen Wandbildern Plancks auf der formalen Ebene die versteckte Funktion der ideologischen Indoktrination übernommen haben, auf die in den Jahreszeitenbildern zumindest diesbezüglich verzichtet wurde.
Diesterweg, Adolph: Wegweisung zur Bildung für deutsche Lehrer. Hg. von Julius Scheveling. Paderborn 1958, S. 147
Palmer, Christian David Friedrich: Zeitgeist. In: Schmid, Karl Adolf (Hg.): Encyklopädie des gesammten Erziehungs-und Unterrichtswesens. Bd. X, Gotha 1875, S. 628
Voigt, Gustav: Die Bedeutung der Herbartschen Pädagogik für die Volksschule. Leipzig 1901, S. 5; bisweilen wird der Zeitgeist sogar als Ungeist bezeichnet; vgl. den Artikel von Krus, Franz: Unglaube. In: Roloff, Ernst M. (Hg.): Lexikon der Pädagogik. Bd. V, Freiburg 1917, S. 305f.
Vgl. zur Frage der Betrachtungsebenen Panofsky, Erwin: Ikonographie und Ikologie. In: Kaemmerling, Ekkehard (Hg.): Ikonographie und Ikonologie. Köln 1979, S. 207–225 und meine Hinweise in Stach, Reinhard: Familie im Schulischen Wandbild. In: Kanz, Heinrich (Hg.): Bildungsgeschichte als Sozialgeschichte. Frankfurt/M. 1986, bes. S. 293f.
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Stach, R., Müller, W. (1988). Jahreszeitenbilder Zwischen Realität und Idylle. In: Schulwandbilder als Spiegel des Zeitgeistes zwischen 1880 und 1980. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 3229. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87649-2_3
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