Zusammenfassung
Ich habe bislang den Versuch unternommen, das politische und das geistesgeschichtliche scenario zu rekonstruieren, in dem das Nachkriegswerk von Peter Weiss zu stehen kommt. Die ästhetische Avantgarde erschien dabei nicht bloß als der wichtigste Einflußfaktor für Peter Weiss, sondern als der repräsentative intellektuelle Kern, an dem sich die Stellung der kulturellen Moderne zur politischen Zeitgeschichte ablesen läßt. Sie muß in den Vordergrund treten, wenn man die Ungleichzeitigkeiten verstehen will, die der Nationalsozialismus für die deutsche Entwicklung im engeren Sinn mit sich brachte und die nicht aufgehoben waren, als das Hitler-Regime militärisch niedergerungen war. Wenn es im folgenden um die Deutung der Nachkriegsschriften von Peter Weiss geht, so ist es angebracht, eine warnende Einschränkung vorauszuschicken. Sie bezieht sich auf die Differenz, die zwischen dem künstlerischen Werk selber und seiner geistesgeschichtlichen und politischen Deutung besteht. Adorno hat ihr plausiblen Ausdruck verliehen, als er 1952 schrieb: „Kunstwerke sind die bewußtlose Geschichtsschreibung des geschichtlichen Wesens und Unwesens. Ihre Sprache verstehen und als solche Geschichtsschreibung sie lesen, ist das gleiche. Der Weg dazu aber ist vorgezeichnet von der künstlerischen Technik, der Logik des Gebildes, seinem Gelingen oder seiner Brüchigkeit” (zit. nach Bürger 1971: 180).
„Die Sprache der Exilierten, man hört es, kennt zwei Möglichkeiten, die sich bedingen: das Verstummen und das Pathos.”
Werner Vortriede
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© 1988 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Söllner, A. (1988). Interpretationen: Die Nachkriegsschriften von Peter Weiss. In: Peter Weiss und die Deutschen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87628-7_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87628-7_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12004-1
Online ISBN: 978-3-322-87628-7
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