Zusammenfassung
1921 schreibt der sprachwissenschaftliche Hauptvertreter der Kulturraumforschung Theodor Frings: “(...) die heutigen landschaftlichen Formen und Lagerungen (der Mundarten) sind vielfach das Ergebnis sozial-linguistischer Revolutionen.”1 Die wichtigste dieser sozial-linguistischen Revolutionen war für ihn und in Ansätzen schon für seinen Lehrer Ferdinand Wrede — von dem er übrigens auch den uns so modern erscheinenden Terminus’ sozial-Linguistik’ ausleiht — die Ausbildung landesherrlicher Territorien, die die siedlungsgeschichtlichen Lagerungen der germanischen und altdeutschen Stammessprachen in viele Regionen überformte und revolutionierte. Bis dahin waren es die germanischen Stammesgebiete gewesen, denen man die sprachgrenzbildende Kraft zugeschrieben hatte. Jetzt sieht Frings die Sprachräume, die sich in den ersten Karten des Deutschen Sprachatlasses erkennen ließen, entstanden im Wechselspiel zwischen den frühneuzeitlichen territorialen Kultur-räumen, die sich bis 1800 über 400 bis 500 Jahre hinweg relativ stabil gehalten haben und den durch den gesellschaftlichen Verkehr und kulturellen Kontakt sich ausbildenden Kultur-strömungen.
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Literatur
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© 1986 Westdeutscher Verlag, Opladen
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Mattheier, K.J. (1986). Dialectologie und Kulturraumforschung. Bemerkungen zu den kulturräumlichen Traditionen moderner Dialektsoziologie. In: Brekle, H.E., Maas, U. (eds) Sprachwissenschaft und Volkskunde. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87627-0_6
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