Zusammenfassung
Aus dem nebenberuflichen Unterricht, der über Jahre in Einzelhandelsklassen einer Berufsschule erteilt wurde, erwuchs nicht nur das eigene Untersuchungsinteresse: „Was ist das eigentlich: Verkaufen?”. Daraus ergab sich auch das erste UntersuchungsSample. Es setzte sich aus Schülerinnen der eigenen Klassen zusammen, Lehrlingen in der zu der Zeit, 1967–70, noch ungestuften dreijährigen Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann/zur Einzelhandelskauffrau, die in den gemischten Einzelhandelsklassen der Kreisberufsschule einer damals noch recht ländlichen Kleinstadt den Berufsschulunterricht erhielten.
„Die wir von Anfang an auf unseren Leisten schlagen, sind uns am liebsten.”
<Ausbildungsleiterin in einem Familienunternehmen, 1969, I 13>
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Literatur
Die Hypothese erwies sich im übrigen als zu einfach. Wie aus den Antworten der Auszubildenden über auszuführende Tätigkeiten hervorging, erfolgt ein “Sprung” im beruflichen Einsatz und in der Selbsteinschätzung mit dem Eintritt ins 2. Ausbildungsjahr, ein weiterer “Sprung”, wie Experten-Interviews belegten (Wald 1985, S.223) mit dem erreichten Status des Jungverkäufers/der Jungverkäuferin.
Der Bundesverband der Selbstbedienungs-Warenhäuser schätzte, daß zur Zeit 12.000 Lehrlinge in Selbstbedienungs-Warenhäusern, Verbrauchermärkten und Fachmärkten ausgebildet wurden (Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 213 vom 15.09.86). Die Gesamtzahl der Auszubildenden in Einzelhandelsberufen betrug 1985 161. 100 (BAG-Vademecum 1986, S.10)
In der Untersuchung “Mädchen 82” wurden 10% der Befragten aus Mutter-Familien, 1% aus Vater-Familien registriert (Seidenspinner/Burger 1982, S.36)
Wenn es nicht sofort anschließt, wird das 3. Ausbildungsjahr zur Einzelhandelskauffrau selten extern nachgeholt“. ”Das ist alles eine Sache der Planung, ob man das kann und das will“ (Exp.-Int., 1978, II,7). ”Diejenigen, mit der 2jährigen Ausbildung ohne Interesse an der Weiterbildung haben als Lebensperspektive Heirat und Kinder “ (Exp.-Int., 1979, I I, 3 ) (Wald 198S,S.230)
Unangenehm sind die Kunden, die die Verkäuferin nicht beachten, d.h. auf Fragen nicht antworten. Man redet in der Fachsprache von den ‘Taubstummen“ (Nr. 2). ”In der 4. Woche habe ich an mir auch manche Neigung zu den sogenannten Verkäuferinnenuntugenden entdeckt. Verschiedenes Engagement in der Bedienung. Man kann an der Kasse stehenbleiben und nur mit einer Handbewegung die Richtung andeuten. Man kann es ausführlicher erklären, wo die Ware ausgelegt ist. Man kann mitgehen und richtig bedienen. Das letztere hab ich in den ersten Wochen meist getan. Die Kolleginnen sagten mir, ich würde nach einem halben Jahr auch nicht mehr so bemüht ’flitzen’“ (Nr. 11). (Kaufhaus-Protokolle 1967)
Ober die Gründe läßt sich nur spekulieren: etwa über Verzicht auf die Geschäftsleitung oder über unzureichende betriebswirtschaftliche Qualifikationen, die in der wirtschaftswissenschaftlichen Literatur als Wettbewerbshemmnis für kleinere Betriebe im Einzelhandel angeführt werden (z.B. bei Beckermann/Rau 1977, S.40).
Vgl. zu Beziehungsgeflechten und Interaktionsfeldern generell Krappmann/ Oswald 1984, S.424 ff.
Nach den Fallbeschreibungen wurden relativ wenige kollegiale Kontake im Privatbereich weitergeführt (vgl. Hombach 1982, 5. 59 )
abends…, wenn ich den Umsatz mit hoch bringe. Egal, wie viel es ist, es wird immer gesagt: ‘Könnte es nicht mehr sein’, oder so. Wenn es viel ist, freut man sich auch“ ( Interview mit einer jungen Verkäuferin im Warenhaus, in: Wald 1985, S. 45 )
Nahezu die Unmöglichkeit, analytisch vorzugehen, zu Abstraktionsleistungen zu kommen und eigene Zielvorstellungen zu entwickeln, dagegen die sich fast anbietende reflexionslose Übernahme vorhandener Arbeitsnormen beim Lernen in konkreten Situationen und ähnlich wiederkehrenden Tätigkeitsvollzügen - d.h. dem Lektionen-Lernen gegenüber dem mehr explorierenden Problemlösungs-Lernen hat Lynn herausgearbeitet. Wesentlich in dem Zusammenhang sind allerdings soziale Zugehörigkeit, Anerkennung, Belohnung (Lynn 1979 ).
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Brochheuser, M., Wald, R. (1987). Auf den Leisten schlagen Modellierung in einen Dienstleistungsberuf. In: Professionelle Interaktion und Kommunikation. Forschungsberichte des Landes Nordrhein-Westfalen, vol 3221. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87589-1_4
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden
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