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Auf dem Wege zu einer Theorie der Normalität: „vor“ Achtundsechzig

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Versuch über den Normalismus

Part of the book series: Historische Diskursanalyse der Literatur ((HDL))

  • 1188 Accesses

Zusammenfassung

Von der Weimarer Republik über das Exil in den USA bis zur Rückkehr in das Westdeutschland Adenauers und zur direkten Kollision mit dem Positivismus war Theodor W. Adorno ununterbrochen mit jeweiligen exemplarischen Entwicklungen des modernen Normalismus konfrontiert, teilweise persönlich in sie involviert: Nach seiner eher gescheiterten Kooperation mit Lazarsfeld entwickelte er in den USA die berühmten „F-“, „E-“ und „A-S-Skalen“59 als Pionierleistungen einer Kombination „quantitativer“ und „qualitativer“ Repräsentativumfragen, während seine Kritik der „Kulturindustrie“ unermüdlich gegen die normalisierende „Manipulation“ der Subjekte protestierte. Nicht zuletzt deshalb wurde er in Westdeutschland einer der wichtigsten Inspiratoren der Kulturrevolution von 1968 (die hier längst vorher begonnen hatte). Dennoch hat Adorno den Normalismus (unter welcher Terminologie auch immer) ‘nicht gedacht’. Dennoch hat er statt dessen etwas ‘anderes gedacht’ — mit entsprechenden Wirkungen auf die westdeutsche Kulturrevolution. Statt des Normalismus hat Adorno eine Gesellschaftsformation gedacht, die er wechselnd in marxschen Termini (im Westen „Spätkapitalismus“, im Osten „Staatskapitalismus“), dem Sinne nach in Max Weberscher Terminologie als Bürokratismus („verwaltete Welt“) oder auch als „Totalitarismus“ kennzeichnete. Der Totalitarismus als Extremformel der neuesten Formation ist das letzte Wort einer historizistisch aufgefaßten großen epischen Hauptlinie, einer „Großen Erzählung“, derjenigen von der Dialektik der Aufklärung. Auf dieser Linie gibt es „progressive“ und „regressive“ Entwicklungen. Folgt man der Logik der Kollektivsymbolik, so wechseln im Gang der Linie „offene“ Phasen, in denen der Strom sich sozusagen verbreitert, mit „sackgassen“-ähnlichen Blockaden, „Mauern“, die zu einem „Rückstau“ in die vorprogressistische „Barbarei“ führen. Den Kairos des 20. Jahrhunderts sieht Adorno als totalen „Block“ (im Sinne von „Blockierung“):

Erst einmal wäre die Gesellschaft als universaler Block, um die Menschen und in ihnen, zu erkennen. Hinweise zur Änderung vorher helfen nur dem Block, entweder als Verwaltung des Unverwaltbaren, oder indem sie sogleich die Widerlegung durchs monströse Ganze herausfordern (SS I, 19).

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Literatur

  1. Theodor W. Adorno, Studien zum autoritären Charakter Frankfurt/Main 1973 (besonders Einleitung).

    Google Scholar 

  2. Theodor W. Adorno, Soziologische Schriften I (= SS), Frankfurt/Main (stw) 1979 (1. Aufl. 1972 ).

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  3. Theodor W. Adorno, Negative Dialektik (=ND), Frankfurt/Main 1975 (stw; 1. Aufl. 1966 ).

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Link, J. (1997). Auf dem Wege zu einer Theorie der Normalität: „vor“ Achtundsechzig. In: Versuch über den Normalismus. Historische Diskursanalyse der Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87532-7_4

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  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-12880-1

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