Zusammenfassung
Alle ökonomischen Erscheinungen sind dadurch gekennzeichnet, daß in ihnen nicht nur komplexe sachliche Ursachen zusammenwirken, sondern stets auch Einflüsse des fühlenden, wollenden und irrenden Menschen mitbestimmend eingreifen. Wenn in einer Zelle der Gesamtwirtschaft, im ökonomischen Betrieb, das Produktionsvolumen ansteigt, die Kosten sinken, die Qualität der Erzeugnisse nachläßt, die Ausschußquote wächst, die Rentabilität schwankt, so ist es schwierig, aber in gewissem Umfang noch möglich, dafür die materiellen Wirkursachen (geänderte technische Ausrüstung, Ausschaltung von Leerläufen durch Anwendung des Fließprinzips, bessere Ausnutzung der Energiequellen, geeignetere Arbeitsverfahren usw.) ausfindig zu machen und den Anteil jeder einzelnen dieser Ursachen am Gesamterfolg oder -mißerfolg zu bestimmen. Schwieriger oder gar unmöglich ist die Feststellung, ob und in welchem Umfange diese Resultate eine Folge menschlich-persönlicher Einflüsse, gesteigerter Arbeitsfreude, bewußter Kooperation oder von Gleichgültigkeit, Renitenz und gewollter Störung sind. Der Versuch z. B., einen genauen Einblick in die Einflüsse des Grades der Kapazitätsausnutzung zu gewinnen oder die wirtschaftlich günstigste Beschäftigungszone zu erkennen, wird niemals mathematisch genau, sondern nur annähernd und im Bewußtsein erheblicher Schätzungsfehler gelingen. Man kann sich gedanklich vorstellen, daß sich in einem Betrieb mit vielseitiger wechselnder Fertigung nur der Beschäftigungsgrad ändert; in Wirklichkeit aber gehen ja gleichzeitig und damit untrennbar verkoppelt Änderungen bezüglich der Auftragszusammensetzung, der Losgröße, der Fabrikationsweise, der zu verarbeitenden Stoffe usw. vor sich; und zudem wandeln sich von Stunde zu Stunde die eingesetzten Menschen in bezug auf Zusammensetzung und Zuteilung der ihnen anvertrauten Aufgaben, Aufmerksamkeitsgrad, Verantwortungsbewußtsein, berufsaktive Gesinnung usw., ohne daß eine Abschirmung und gesonderte Erfassung der einzelnen Faktoren möglich wäre.
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© 1972 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr.Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
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Kalveram, W. (1972). Kausales und finales Denken. In: Industriebetriebslehre. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87471-9_28
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