Die ostwestfälisch-lippische Wirtschaft von 1800 bis heute

Zusammenfassung

Um die Wende zum 19. Jahrhundert ist das Gebiet von Ostwestfalen und Lippe (siehe Karte) noch überwiegend — wie das übrige Deutschland — ein Agrarland. Das für die Gewerbeentwicklung wichtigste landwirtschaftliche Produkt ist, wie wir noch sehen werden, der Flachs. An Rohstoffen ist dieses Gebiet nicht eben gesegnet. Kleinere Kohlenzechen im Mindener und Bielefelder Gebiet lieferten schlechte Qualitäten und gingen im 19. Jahrhundert wieder ein. Spätere Wiederbelebungsversuche scheiterten. Der Braunkohlentagebau der Zeche Nachtigall bei Höxter mußte 1923 wegen zu geringen und schlechten Ertrags eingestellt werden. Wenig Erfolg war auch Kupfer-, Silber- und Schieferbergwerken in Minden-Ravensberg¹ beschieden. Eisenerze wurden seit den 1850er Jahren an verschiedenen Stellen der genannten Gebiete entdeckt und gefördert — die Verarbeitung fand durch kleinere Hüttenbetriebe in den Kreisen Wiedenbrück (Eisenhütte Holte) und Minden (Eisenwerk Porta Westfalica) statt. Weiter sind Steinbrüche, Glashütten und Salinen zu erwähnen. In Minden-Ravensberg wurden 1849 für die Herstellung von Kalk, Zement und Gips 41 Meister und 162 Gehilfen beschäftigt. Die auf demselben Territorium nachgewiesene Glashütte beschäftigte lediglich 93 Arbeiter. Die Saline zu Oeynhausen verlor im 19. Jahrhundert an Bedeutung.² Im Süden des Regierungsbezirks Minden, im Landkreis Paderborn, wurden die Eisenhütte zu Altenbeken mit 35 und eine Glashütte in Urenberg mit 14 Arbeitern in der Wirtschaftsenquete von 1810 im damaligen Königreich Westfalen erfaßt.