Zusammenfassung
Ist Gewaltlosigkeit besser als Gewalt? Im Prinzip ja, hätte Radio Eriwan geantwortet. Doch das hilft kaum weiter. Gewalt und Gewaltlosigkeit stehen nie in einem neutralen Raum zur Debatte, sondern immer schon unter Gewaltbedingungen, gewöhnlich nach einem Gewaltschlag, zu dem man sich besonnen verhalten möchte, etwa dem Angriff aufs World Trade Center. Man kann sich aber drehen und wenden, wie man will, jede Reaktion auf Gewalt ist mit Doppeldeutigkeit geschlagen. Antwortet man mit Gegengewalt, so pflanzt man einerseits Gewalt fort. Man lässt sie eskalieren. Andrerseits ist Gegengewalt auch gegen Gewalt. Sie wird nicht ausgeübt, damit Gewalt bleibt, sondern damit sie ein Ende hat. Mehr noch: Gewalt selbst, auch die aggressivste, will einmal enden. Sie ist auf Ruhe aus. Noch der schlimmste Gewaltherrscher will nicht ewig auf der Hut sein vor den Unterdrückten. Er will sie so nach seinen Wünschen modeln, dass sie ihm widerstandslos folgen, zujubeln. Er will Frieden mit ihnen — seinen Frieden.
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© 2004 VS Verlag für Sozialwissenschaften/GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden
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Türcke, C. (2004). Die Ideologie der Gewaltfreiheit. In: Giesen, KG. (eds) Ideologien in der Weltpolitik. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87372-9_6
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Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-4015-2
Online ISBN: 978-3-322-87372-9
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