Zusammenfassung
In einer nur oberflächlichen Sichtung von aktuellen Konzepten, Vorhaben und Projekten der Kinder- und Jugendarbeit wie auch der Jugendhilfe stößt der Betrachter ab irgend einem Zeitpunkt mit unweigerlicher Zwangsläufigkeit auf den Begriff ,Prävention‘, der ebenso unverdrossen wie unumschränkt zum wichtigen Leitziel erklärt wird. Weithin scheint es unwidersprochener Konsens zu sein, dass Prävention sinnvoll, wünschenswert und notwendig ist, ja dass es zur Prävention letztlich überhaupt keine Alternative gäbe. Aber bereits eine erste Analyse der (jugend-)politischen Motive, vorgeblichen Ziele, fachlichen Inhalte und mitlaufenden Wirkungsbehauptungen sowie deren Verortung in übergreifende gesellschaftliche Rahmenbedingungen führt ebenso zwangsläufig zu der Einsicht, dass es sich hierbei um ein solides und ausdifferenziertes Kompendium von Fehlleistungen, Irrtümern, Antinomien und Prophezeiungen handelt, deren — man kann es nicht mehr anders ausdrücken — Irrwitz nur mehr mühsam argumentativ einholbar erscheint. Die Situation ist allenfalls noch mit dem bekannten Dichterwort zu fassen: Und ist es Wahnsinn auch, so hat es doch Methode.
This is a preview of subscription content, log in via an institution.
Buying options
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Learn about institutional subscriptionsPreview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bäumer, G. 1930: Die sozialpädagogische Aufgabe der Jugendwohlfahrtspflege. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.): Die Stellung der Wohlfahrtspflege zur Wirtschaft, zum Staat und zum Menschen. Bericht über den 41. Deutschen Fürsorgetag in Berlin am 26. und 27. November 1930; Karlsruhe 1931, S. 73–89
Benner, D./Heid. H./Thiersch, H. 1983 (Hrsg.): Beiträge zum B. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft, Weinheim u. Basel
Bonss, W. 1995: Vom Risiko. Unsicherheit und Ungewißheit in der Moderne, Hamburg
Böhnisch, L./Schröer, W. (2001): Pädagogik der Arbeitsgesellschaft, München
Böllert; K. 1990: Jugendhilfe zwischen Prävention und Normalisierung. Strukturmuster und Interventionsformen öffentlicher Erziehungshilfe am Beispiel von Großstadtjugendämtern (NRW). In: Jugendhilfe — Historischer Rückblick und neuere Entwicklungen. Materialien zum B. Jugendbericht, Bd. 1, Weinheim u. München, S. 139ff
Böllert, K. 1992: Prävention statt Intervention, Eine andere Funktionsbestimmung sozialer Arbeit. In: Otto, H.-U./Hirschauer, P./Thiersch, H. (Hrsg.): Zeit-Zeichen sozialer Arbeit; Entwürfe einer neuen Praxis, S. 155–164, Neuwied; Kriftel
Böllert, K. 1995: Zwischen Intervention und Prävention. Eine andere Funktionsbestimmung sozialer Arbeit, Neuwied; Kriftel
Breyvogel, W. 1988 (Hrsg.): Stadt, Jugendkulturen und Kriminalität, Bonn
Breyvogel 1998a: Der „gefährliche Jugendliche“ auf der Bühne der Sichtbarkeit. Sichtbarkeit und Transparenz in der Mediengesellschaft. In: Ders. 1998, S. 84–111
Brettschneider, W.-D. 2001: Jugendarbeit im Sportverein — Anspruch & Wirklichkeit. Gutachten im Auftrag des Kultusministeriums NW, Düsseldorf
Cornet, H. 1997: Verkaufsschlager,Zero Tolerance’. In: Neue Kriminalpolitik 4 /1997, S. 34–35;
Deutscher Bundestag 1990: Bericht über Bestrebungen und Leistungen der Jugendhilfe — Achter Jugendbericht, Bonn
Duivenvoorden, Y, 1999: Das SPRINT-Projekt: Die Stärkung von positivem Verhalten und der Ausbau von Kompetenzen Jugendlicher. In Bendit, R. u.a. (Hrsg.): Kinder-und Jugendkriminalität. Strategien der Prävention und Intervention in Deutschland und den Niederlanden, Opladen; S. 282–290
Ebert, F. 1997: Was ist Kriminalprävention wert? Ein Plädoyer für Präventionsmaßstäbe. Europäische Beiträge zu Kriminalität und Prävention, Heft 1/1997. In: www.uni-muenster.de/Kriminalprävention/197.html
Ewald, F. 1998: Die Rückkehr des genius malignus: Entwurf zu einer Philosophie der Vorbeugung. In: Soziale Welt, 49. Jg., Heft 1, S. 5–24
Frehsee, D. 1988; Kriminalität als Metasymbol für eine neue Ordnung der Stadt. Bür- gerrechte als Privileg, Jugend als Störfaktor. In: Breyvogel, S. 130–152
Freund, Th./Lindner, W. 2001 (Hrsg.): Prävention. Zur kritischen Bewertung von Präventionsansätzen in der Jugendarbeit, Opladen
Hartwich, H. u.a. 1994 (Hrsg.): Bildungsverlust und Zukunftsangst — Leben in der Risikogesellschaft, Opladen
Hassemer, W. 2000: Die neue Lust auf Strafe. In: Frankfurter Rundschau v. 20. 12.
Heitmeyer, W. 2001: Die autoritäre Versuchung. Die Fernwirkungen des Terrors des 11. September. In: Frankfurter Rundschau v. 17. 12.
Heinz, W. 1997: Kriminalprävention auf kommunaler Ebene — Zugleich ein Bericht aus dem Pilot-und Begleitforschungsprojekt „Kommunale Kriminalitätsprävention in Baden-Württemberg“. In: DVJJ-Joumal Nr. 155, 1, S. 61–68
Herriger, N. 1983: Präventive Jugendkontrolle — eine staatliche Strategie zur Kolonisierung des Alltags. In: Benner/Heid/Thiersch, S. 231–236
Herriger, N. 1986: Präventives Handeln und soziale Praxis. Konzepte zur Verhütung abweichenden Verhaltens von Kinder und Jugendlichen, Weinheim u. München
Herriger, N. 1994: Risiko Jugend. Konflikthafte Lebensbewältigung und Empowerment in der Jugendhilfe. In: Archiv für Wissenschaft und Praxis der sozialen Arbeit, 25. Jg., S. 298–315
Hitzler, R./Peters, H. 1998 (Hrsg.): Inszenierung: Innere Sicherheit. Daten und Diskurse, Opladen
Hornstein, W. 2001: Was soll Jugendarbeit? Zwischen Prävention und Emanzipation. Ein Beitrag zur Aufgabenbestimmung der Jugendarbeit im Zeitalter der „radikalisierten Moderne.“ In: Freund/Lindner 2001, S. 15–50
Journal of the National Cancer Institute 2000: Hutchinson Smoking Prevention Project: Long-Term Randomized Trial in School-Based Tobacco Use Prevention — Results an Smoking, Washington, Vol. 93, S. 1269–1270
Kappeler, H. 1999: Bedeutung und Funktion von Prävention in der Jugendhilfe. In: FORUM für Kinder-und Jugendarbeit, Teil I: Nr. 2, 14. Jg., S. 24–33; Teil H: Nr. 3, 14. Jg., S. 8–19, Hamburg
Kersten, J. 1998: Sichtbarkeit und städtischer Raum. Jugendliche Selbstinszenierung, Männlichkeit und Kriminalität. In: Breyvogel 1998, S. 112–129
Klingst, M. 1998: Wider die soziale Krankheit. In: Die Zeit v. 17.9. 1998, S. 11
Kupffer, H. 1983: Die Fragwürdigkeit der Prävention in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik. In: Benner/Heid/Thiersch, S. 228–230
Lindner, W. 1996: Jugendprotest seit den fünfziger Jahren. Dissens und kultureller Eigensinn, Opladen
Lindner, W. 1999: Zero Tolerance und Präventionsinflation. Jugend und Jugendarbeit im Kontext der gegenwärtigen Sicherheitsdebatte, in: deutsche jugend, H. 4, S. 153–162
Lindner, W./Thole W. 2002 (Hrsg.): Kinder-und Jugendarbeit — ein (fast) vergessenes Bildungsprojekt, Opladen (im Erscheinen )
Ortner, H./Pilgram, A./Steinert, H. 1998 (Hrsg.): Die Null-Lösung. Zero-Tolerance-Politik in New York. Das Ende der urbanen Toleranz, Baden-Baden
Ronneberger, K. 1998: Die Stadt der „Wohlanständigen“ und die neuen „gefährlichen Klassen”. Der Umbau der Städte zu „Konsumfestungen“. In: Breyvogel, S. 16–36
Roth, L. 1983: Die Erfindung des Jugendlichen, München Schulz, C. 1912: Die Halbstarken, Leipzig
Sturzenhecker, B. 2000: Prävention ist keine Jugendarbeit. Thesen zu Risiken und Nebenwirkungen der Präventionsorientierung. In: Sozialmagazin 1, 25. Jg., S. 14–21
Wambach, M. 1983 (Hrsg.): Der Mensch als Risiko. Zur Logik von Prävention und Früherkennung, Frankfurt
Editor information
Editors and Affiliations
Rights and permissions
Copyright information
© 2003 Leske + Budrich, Opladen
About this chapter
Cite this chapter
Lindner, W. (2003). Verlassen von allen guten Geistern? Anmerkungen zum Verhältnis von Innerer Sicherheit, Prävention und fachlichen Maximen der Kinder- und Jugendarbeit. In: Dahme, HJ., Otto, HU., Trube, A., Wohlfahrt, N. (eds) Soziale Arbeit für den aktivierenden Staat. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87369-9_13
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87369-9_13
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-8100-3741-1
Online ISBN: 978-3-322-87369-9
eBook Packages: Springer Book Archive