Zusammenfassung
Aus welcher Quelle Kleists Kenntnisse über Chile und das Erdbeben in Santiago vom 13. Mai 1647 stammen, ist nicht bekannt. Es ist denkbar, daß er einen einschlägigen Artikel in einer der zahlreichen zeitgenössischen Popular-Zeitschriften gefunden hat (jedenfalls hat er derartige Artikel im Falle des Robert Guiskard und der Verlobung in St. Domingo als Vorlagen benutzt), doch konnte eine entsprechende Darstellung bisher nicht nachgewiesen werden. Es ist aber auch möglich, daß Kleist selbst Quellenstudien angestellt hat, gelegentlich, etwa beim Michael Kohlhaas oder beim Zweikampf, hat er auf alte und abgelegene Chroniken als Quellen zurückgegriffen. Sofern letzteres Verfahren in Frage kommt, können die Berichte über Chile im allgemeinen und das Erdbeben im besonderen, die Kleist bis 1806 zugänglich sein mochten, mit einiger Sicherheit überblickt werden (wobei, wie gesagt, die mögliche zeitgenössische Zeitschriftenliteratur unberücksichtigt bleibt). Alle Berichte über das Erdbeben selbst, die bis zu Kleists Zeit erschienen, müssen auf den erstmals 1656–57 erschienenen Augenzeugenbericht des Bischofs von Santiago, Gaspar de Villarroel, die »Relatiòn del terremoto que assoló la ciudad de Santiago de Chili«, zurückgehen. Zwar gab es daneben noch einen weiteren Augenzeugenbericht, den 1648 in Madrid gedruckten Brief eines Jesuitenpaters — der im großen und ganzen mit der Darstellung des Bischofs Villarroel übereinstimmt —, dieser Druck aber war im 18. Jahrhundert vermutlich unbekannt.
Dieser Beitrag wurde gemeinsam mit Hedwig Appelt verfaßt (vgl. Drucknachweise).
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Grathoff, D. (2000). Die Erdbeben in Chili und Lissabon. In: Kleist: Geschichte, Politik, Sprache. Kulturwissenschaftliche Studien zur deutschen Literatur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87360-6_6
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