Zusammenfassung
Mit dem London County Council (LCC) wurde 1888 fast zur selben Zeit wie in New York City die erste lokale Administration für das Stadtgebiet des damaligen London gegründet. Anders als in New York blieben die geschaffenen Strukturen jedoch nicht bestehen, sondern das politisch-administrative System der britischen Metropole wurde in der jüngeren Vergangenheit dreimal vollständig neu organisiert. 1965 wurde der LCC durch den Greater London Council (GLC) ersetzt, 1986 fiel der GLC den politischen Strategien von Premierministerin Thatcher zum Opfer und im Jahr 2000 erhielt London wieder eine eigenständige Verwaltung. Die Einwohner der Stadt konnten zum ersten Mal einen Bürgermeister und die Mitglieder der Greater London Authority (GLA) wählen. Die Skizze, die ich von der Londoner Verkehrssituation gezeichnet habe, stammt aus der Verwaltungsphase nach der Abschaffung des Greater London Council und vor Errichtung der Greater London Authority. In dieser Zeit befand sich die Stadt in einer Art lokalpolitischem Vakuum. Möglicherweise wären die Folgen des administrativen Zerfalls in London weniger dramatisch gewesen, wenn die Auflösung des GLC nicht Ausdruck eines gezielten Schlages von Margaret Thatcher gegen die selbstbewusste GLC-Führung gewesen wäre. So aber förderte die Abschaffung einer keineswegs optimalen Lokalverwaltung die Entwicklung einer starken Londoner Identität und schürte den latenten Widerstand gegen die nationale Regierung. Jüngster Ausdruck dieses antagonistischen Verhältnisses ist die Tatsache, dass sich Premierminister Blair mit seinem Wunschkandidaten für das Amt des Londoner Bürgermeisters nicht durchsetzen konnte und den letzten Führer des GLC, den ehemaligen linken Parteirebellen Ken Livingstone, als ersten direkt gewählten Bürgermeister akzeptieren musste.
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Nissen, S. (2002). London ohne Bürgermeister. Politisch-administrative Strukturen in der britischen Hauptstadt. In: Die regierbare Stadt. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87347-7_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87347-7_9
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Print ISBN: 978-3-531-13844-2
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