Zusammenfassung
Im Jahre 1953 stellten Carl I. Hovland, Irving L. Janis und Harold H. Kelley eine Frage, die auch heute noch immer ihre unbestrittene Gültigkeit für die moderne Medienrezeptionsforschung besitzt: How can one observe changes in implicit verbal response? Obwohl seither fast 50 Jahre vergangen sind, konstatiert Werner Holly: „Es ist erstaunlich, wie wenig man noch immer über den gesamten Verlauf des Fernsehkommunikationsprozesses weiß. Die Kritik hat sich meist kaum um die Vorgänge bei der Produktion und noch weniger um die wirklichen Details bei der Rezeption von Fernsehen gekümmert“ (Holly 2001: 11). Die im Rahmen des Projektes zur kommunikativen Fernsehaneignung erschienenen Beiträge (vgl. Hepp 1998; Klemm 2000; Holly et al. 2001 sowie Holly in diesem Band) haben gezeigt, dass unter bestimmten Voraussetzungen Fernsehrezeption als eine kollektive soziale Aneignungsweise gesehen werden kann. Dies ist jedoch weder die einzige Möglichkeit des Umgangs mit Fernsehereignissen, noch kann sie als die dominierende Weise der Fernsehnutzung angesehen werden. Sie ist eine unter mehreren. Die individuelle Aneignung, sei es als Einzelzuschauer, sei es als Zuschauer innerhalb einer Gruppe, der jedoch nicht in die Gruppenaktivitäten involviert ist, erfolgt dagegen in aller Regel,sprachlos’. Und selbst bei denjenigen Zuschauern, die an der kommunikativen Fernsehaneignung partizipieren, wird sich die Aneignung wohl kaum ausschließlich oder nur in seltenen Fällen auf die während der Kommunikation geäußerten Aspekte beschränken. Auch hier können weitere Aneignungsaspekte angenommen werden, die der direkten Beobachtung allerdings verschlossen bleiben.
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Literatur
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Diekmannshenke, H. (2002). Unterhaltung contra Information?. In: Tenscher, J., Schicha, C. (eds) Talk auf allen Kanälen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87341-5_24
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