Zusammenfassung
Legt man das im vorigen Kapitel skizzierte Modell zugrunde, boten sich 1989/90 grundsätzlich fünf verschiedene Möglichkeiten der institutionellen Steuerung der Privatisierung/Restrukturierung der volkseigenen Betriebe als Kernprozeß der Transformation der mittel-osteuropäischen Volkswirtschaften (Kenis/Raab 1997:7f):
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1.
Eine zumindest theoretische Möglichkeit war die „Non-Response‚, d. h. es werden keine oder nur symbolische Strukturveränderungen vorgenommen. Die Unternehmen könnten sogar noch formell privatisiert werden, wobei sich die Besitz- und Befehlsstruktur jedoch kaum ändert. Positiv formuliert könnte dies aber auch bedeuten, daß man abgesehen von einer Neusetzung der Rahmenbedingungen auf der Makroebene wie z.B. Währungskonvertabilität, rechtliche Garantie von Privateigentum, Einführung eines Konkursrechts, voll auf die dezentrale Selbststeuerungsfähigkeit der Einheiten vertraut, selbst also keine institutionellen Strukturen für die Privatisierung und Restrukturierung schafft.
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2.
Ein denkbarer institutioneller Ansatz wäre die Privatisierung mittels des Marktmechanismus. Marktkkoordination wird nicht nur als anzustrebender Endpunkt der Transformation gesehen, sondern auch zur Abwicklung der Privatisierung selbst eingesetzt. Hierfür wird ein Markt für Unternehmensbeteiligung z.B. über Ausgabe von Anteilsscheinen an die Bürger und Handelsmöglichkeiten geschaffen (s. u.).
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3.
Die Privatisierungsaufgabe könnte bereits vorhandenen Ministerien anvertraut und diese ggf. personell und finanziell aufgestockt werden. Durch den Zwang zur Zusammenarbeit verschiedener staatlicher Akteure würde mutmaßlich eine Mischung aus Hierarchie und Netzwerk entstehen.
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4.
Im Gegensatz dazu könnte ein eigenes Privatisierungsministerium oder eine Privatisierungsagentur geschaffen und alle notwendigen Kompetenzen zur Privatisierung und Restrukturierung der Betriebe dort gebündelt werden. Diese wäre prinzipiell eine hierarchische Steuerungsform. Evaluation (Wertbemessung) und Entscheidungen über den Verkauf der Unternehmen würden nach vorher festgelegten bürokratischen Regeln erfolgen. Es läge im Ermessen eines oder mehrerer Privatisierer innerhalb dieser Organisation an wen, zu welchem Preis und unter welchen Bedingungen privatisiert werden soll.
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5.
Denkbar wäre aber auch eine Privatisierung mittels interorganisatorischer Netzwerke. Hierzu müßten z.B. mit dem Unternehmen verbundene Organisationen wie die staatliche Aufsichtsbehörde im Industrieministerium, die Zulieferer, Abnehmer, Unternehmensleitung und Arbeitnehmervertretung in einem Privati-sierungskommittee zusammenkommen und über die Privatisierung und Re-strukturierung entscheiden.
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Raab, J. (2002). Umwandlung einer sozialistischen Plan- in eine kapitalistische Marktwirtschaft als Policy und Steuerungsproblem. In: Steuerung von Privatisierung. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87340-8_5
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87340-8_5
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