Zusammenfassung
Eines der grundlegenden Momente der Philosophischen Anthropologie Charles Taylors, um deren Nutzen für die Politische-Kultur-Forschung es in diesem Kapitel gehen wird, ist die Annahme der Intentionalität menschlichen Handelns. Das ist vor dem Hintergrund des linguistic turn in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu sehen. Aber hier soll nicht die Geschichte der intentionalen Be-wusstseinstheorie(n) oder der modernen Sprachphilosophie, die spätestens mit Husserl einsetzt und von dort über Heidegger, Gadamer und Merleau-Ponty einerseits, über Wittgenstein und die Analytische Philosophie andererseits bis in die Gegenwart reicht (von neurowissenschaftlichen Arbeiten aus den unterschiedlichsten Disziplinen einmal ganz abgesehen), geschrieben werden. Zwar ist Taylor natürlich nicht zufällig darauf gestoßen: Er ist vielmehr einer der Autoren, die Heidegger oder Merleau-Ponty ebenso rezipiert haben wie die Philosophischen Untersuchungen des späten Wittgenstein, und angeleitet von seinem Freund und Lehrer Isaiah Berlin hat er sich in Oxford auch mit der Analytischen Philosophie insgesamt bestens vertraut machen können. Taylors Arbeiten könnten als Versuch gelesen werden, die beiden komplementären Spielarten der linguistischen Wende zu vereinen.1 Außerdem hat er sich immer mit den jeweils modernen Paradigmen in der Psychologie und anderen Nachbardisziplinen auseinandergesetzt. Auf einzelne Punkte wird an entsprechender Stelle auch einzugehen sein. Aber die Geschichte der intentionalen Bewusstseinstheo-rien und des linguistic turn wäre Gegenstand einer anderen Arbeit.
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Literatur
Jeremy Rayner, Therapy for an imaginary invalid: Charles Taylor and the malaise of modernity, in: History of the Human Sciences, Vol. 5 (1992), No. 3, S. 145–155, hier S. 146.
Charles Taylor, Inwardness and the Culture of Modernity, in: Axel Honneth u.a. (Hrsg.), Zwischenbetrachtungen. Im Prozess der Aufklärung. Jürgen Habermas zum 60. Geburtstag, Frankfurt am Main 1989, S. 601–623, hier S. 606. Taylor zeichnet dann die Grundzüge einer „cultural theory“ des modernen Selbst. Vgl. auch ders., Understanding and Ethnocentricity, in: ders., Philosophy and the Human Sciences, a.a.O., S. 116–133.
Harry Frankfurt, Freedom of a will and the concept of a person, in: Journal of Philosophy, Vol. 67(1971), No. 1,S. 5–20.
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Pesch, V. (2000). Intentionalität und Interpretation: Politische Kultur nach Charles Taylor. In: Handlungstheorie und Politische Kultur. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87333-0_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87333-0_4
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