Zusammenfassung
Die rational choice-Theorien — die Theorien rationaler Wahlhandlungen — stellen kein einheitliches Theoriefeld dar. Der Terminus dient als Sammelbegriff, in den unterschiedliche Theorietraditionen eingehen und er bezieht sich auf Verwendungspraxen in verschiedenen theoretischen und politischen Teilgebieten. Rational choice-Theorien knüpfen in ihren Problemstellungen sowohl an die tausch- wie an die kontrakttheoretischen Begründungskonstrukte der Hume-Smithschen wie der Hobbesschen Tradition an. Sie rekurrieren auf Ansätze der Spieltheorie und beziehen sich auf die Grundkonzepte des entscheidungstheoretischen, ökonomischen Ansatzes in den Sozialwissenschaften, d.h. insbesondere auf die neoklassische Theorie. Hinsichtlich ihrer neueren theorie- und forschungsstrategischen Ausrichtungen lassen sich die Arbeiten zu einer modernen Vertrags- und Gerechtigkeitstheorie (Rawls, Nozick, Buchanan), die public- oder social choice-Theorien (Arrow, Downs, Hirschman), die sogenannte “Neue Institutionelle Ökonomie” insbesondere der property-rights- und der Transaktionskostenansätze (Alchian, Demetz, Coase, Williamson), die sogenannte “Neue politische Ökonomie” (McKenzie, Tullock) und die Ansätze zu einem rational choice-Marxismus (Elster, Przeworski) unterscheiden. Besondere Bedeutung kommt den Ansätzen zu einer “reinen Kooperationstheorie” (Axelrod, Schüssler) zu. Bei aller noch zu erläuternden Vielfalt und Divergenz sind rational choice-Theorien (im folgenden RC-Theorien genannt) durch einige charakteristische Grundüberzeugungen gekennzeichnet. 1. RC-Theorien sind den Prinzipien des methodischen Individualismus verpflichtet. Die Grundüberzeugungen und die Erklärungsabsichten zielen auf den Nachweis, die Entstehung sozialer Gebilde und sozialer Situationen — soziale Normen, moralisches Handeln, Phänomene der Selbstbindung, aber auch generell soziale Strukturen und Prozesse — aus individuellem, rationalem Handeln zu rekonstruieren. RC-Theorien korrespondieren insofern den Begründungsstrategien des ethischen Subjektivismus. Auch sie sind reduktionistisch, subjektivistisch und konsequentialistisch und orientieren sich primär an den subjektiven Präferenzen individueller Akteure, durch deren Handlungen kollektive Zusammenhänge (bspw. die Gründe und Chancen sozialer Kooperation) erklärt werden sollen.
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Brentel, H. (1999). Das Feld der Rational Choice-Theorien. In: Soziale Rationalität. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87324-8_9
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87324-8_9
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13362-1
Online ISBN: 978-3-322-87324-8
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