Zusammenfassung
Nach dem Wunsch des Herausgebers sollen die Beiträge dieses Teils zentrale Konzepte klären und der theoretischen Grundlegung und systematischen Einordnung von Problemen dienen, die sich im Zusammenhang mit Politikvermittlung in sogenannten Mediengesellschaften ergeben. Dementsprechend suchen die folgenden Ausführungen zuerst die Karriere des Begriffs »Mediengesellschaft« zu rekonstruieren, diesen so gut wie möglich zu präzisieren und dann auf den herausgearbeiteten Begriffsdimensionen wesentliche, aus medialer Politikvermittlung resultierende Problemlagen zu diskutieren. Es liegt dabei in der Natur solcher Einführungsartikel, daß sie die behandelte Thematik nicht erschöpfen und im Fall einer sehr kontroversen Diskussion wie der hier gegebenen auch keine einhellige Zustimmung finden können. In diesem Sinn möchte der Verfasser dieses Beitrags nur hoffen, in diesem wenigstens die Einverständnisse über die Mediengesellschaft als Ort von Politikvermittlung zutreffend zu nennen und zu charakterisieren und die verbreiteten diesbezüglichen Mißverständnisse nicht noch zu vermehren.
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Literatur
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Zum Ganzen vgl.: Rundfunk und Fernsehen, Themenheft »Macht und Medien«, 31 (1983) 3/4.
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Vgl. zu dieser Problematik Wolfgang Donsbach u. a., Beziehungsspiele - Medien und Politik in der öffentlichen Diskussion, Gütersloh 1993.
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Horst Avenarius, Public Relations. Die Grundform der gesellschaftlichen Kommunikation, Darmstadt 1995, S. 209.
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Vgl. z. B. Ulrich Saxer: »Bericht aus dem Bundeshaus». Eine Befragung von Bundeshausjournalisten und Parlamentariern in der Schweiz. Zürich 1992.
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Wissenschaftliche Erklärungsansätze müssen ja dem jeweils zu Erklärenden strukturell ähnlich (isomorph) sein.
Ulrich Saxer/Franck Hänecke, , Zürich 1986, S. 165 f.
So fordert z. B. der Radio-und Fernsehartikel 55bis der schweizerischen Bundesverfassung: »Radio und Fernsehen tragen zur kulturellen Entfaltung zur freien Meinungsbildung sowie zur Unterhaltung der Zuhörer und Zuschauer bei.« Er überbindet damit dem Rundfunk letztlich die Verpflichtung, bestimmte Publikumszustände zu realisieren und erhebt so das Instrument der Kontrolle dieser Leistung, eben die Publikumsforschung, in den Rang einer politischen Institution.
Vgl. G. Schmidtchen (Anm. 29).
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Zu den Problemen der Journalismus-und Medienethik vgl. u. a. Ulrich Saxer, Ethik der Kommunikation, in: Gerhard W. Wittkämper/Anke Kohl (Hrsg.), Kommunikationspolitik. Einführung in die medienbezogene Politik, Darmstadt 1996, S. 146–168.
Zur Problematik der Kommunikationsprognostik vgl. unter anderem Ulrich Saxer, Die Zukunft der Massenkommunikation als Gegenstand der Kommunikationswissenschaft, in: ders./Matthias F. Steinmann/Walter Hättenschwiler, Materialien zur Zukunft der Massenkommunikation in der Schweiz, Bern—Stuttgart 1978, S. 7–67.
Daniel Frei/Dieter Ruloff; Handbuch der weltpolitischen Analyse. Methoden für Praxis, Beratung und Forschung, Diessenhofen 1984, S. 271.
Vgl. zu Szenario 3 auch Winfried Schulz, Politische Wirkungen der Medien. Ergebnisse der Medienwirkungsforschung, in: Friedrich-Ebert-Stiftung (Hrsg.), VIII. Streitforum: Gestörte Kommunikationsverhältnisse? Medienpraxis und Medienethik. Die Zukunft einer schwierigen Beziehung, Bonn 1994, S. 7–16.
The future does not exist: forecasters try to invent it. Solomon Encel/Pauline Marstrand/ William Page (Hrsg.), The Art of Anticipation, London 1975, S. 14.
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Saxer, U. (1998). Mediengesellschaft: Verständnisse und Mißverständnisse. In: Sarcinelli, U. (eds) Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, vol 352. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87320-0_3
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