Zusammenfassung
Politikvermittlung über Medien setzt voraus, daß die jeweils verfügbaren politischen Medienangebote genutzt werden, daß ihnen Zeit und Aufmerksamkeit gewidmet wird. Es bestehen in der öffentlichen Diskussion jedoch Zweifel, inwieweit diese Voraussetzungen als erfüllt gelten können. Der großen Mehrheit der Bevölkerung wird eine klare Unterhaltungsorientierung sowie die Tendenz zugeschrieben, informierenden Medienangeboten, zumal solchen über politische Themen, eher aus dem Wege zu gehen. Auch die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Nutzung von Medien ist weitgehend dadurch geprägt, daß die Zuwendung der Menschen zu unterhaltenden Angeboten zumindest implizit als »zu hoch«, die Zuwendung zu informierenden Angeboten als »zu gering« angesehen wird. Vor diesem Hintergrund muß die insbesondere im Unterhaltungsbereich weiter fortschreitende Ausdifferenzierung der Medienangebote, die dazu führt, daß jederzeit zielgruppengerechte Unterhaltungsangebote verfügbar sind, zwangsläufig zu besorgten Prognosen hinsichtlich der Möglichkeiten von Politikvermittlung führen.
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Literatur
Siehe zuletzt Klaus Berg/Marie-Luise Kiefer (Hrsg.), Massenkommunikation V. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964–1995, Baden-Baden 1996.
Siehe z. B. Andreas Grajczyk/Oliver Zöllner, Fernsehverhalten und Programmpräferenzen älterer Menschen. Daten zur Fernsehnutzung der ab 50jährigen 1995, in: Media Perspektiven, (1996) 11, S. 577–588, hier S. 587.
Maria Gerhards/Andreas Grajczyk/Walter Klingler, Programmangebote und Spartennutzung im Fernsehen 1995. Daten aus der GfK-Programcodierung, in: Media Perspektiven (1996) 11, S. 572–576, hier S. 572; siehe auch Bernward Frank/Heinz Gerhard, Angebot und Nutzung von Fernsehprogrammen. Programmcodierung in der GfK-Fernsehforschung, in: Media Perspektiven (1993) 10, S. 471–478; sowie Bernward Frank, Informationsinteressen und Informationsnutzung. Möglichkeiten und Grenzen der Politikvermittlung im Fernsehen, in: Ralph Weiß (Hrsg.), Aufgaben und Perspektiven des öffentlich-rechtlichen Fernsehens (Symposien des Hans-Bredow-Instituts 12), Baden-Baden-Hamburg 1991, S. 71–79.
Vgl. z. B. Imme Horn/Josef Eckhard, Programm-Images und Gebührenakzeptanz. Ergebnisse der ARD/ZDF/AGM-Trendstudie 1995, 2. Welle, Arbeitsbericht März 1996.
ARD/NDR-Medienforschung/GfK-Fernsehforschung 1996.
Wolfgang Darschin/Bernward Frank, Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1996, in: Media Perspektiven, (1997) 4, S. 174–185, hier S. 181.
Basis 1994: Zuschauer ab 14 Jahre einschließlich mitsehende Gäste; Basis 1995/96: Zuschauer ab 3 Jahre ohne Gäste; Quelle: W. Darschin/B. Frank (Anm. 9); Wolfgang Darschin/ Bernward Frank, Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1995, in: Media Perspektiven, (1996) 4, S. 174–185; Wolfgang Darschin/ Bernward Frank, Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1994, in: Media Perspektiven, ( 1995 ) 4, S. 154–165.
Heinz Gerhard, Medienkonzentration und Mediendifferenzierung — Konturen der deutschen Medienlandschaft, in: Michael Jäckel/Peter Winterhoff-Spurk (Hrsg.), Mediale Klassengesellschaft? Politische und soziale Folgen der Medienentwicklung, München 1996, S. 17–30, hier S. 22.
Werte für 1995; vgl. H. Gerhard (Anm. 11 ), S. 22.
H. Gerhard (Anm. 11), S. 22 f.
Michael Jäckel/Andreas Reinold, Wer meidet Information? Fallanalysen politischen Informationsverhaltens im Fernsehen, in: M. Jäckel/P. Winterhoff-Spurk (Anm. 11), S. 31–55, hier S. 41 f.
Siehe dazu zuletzt Udo Michael Krüger, Unterschiede der Programmprofile bleiben bestehen. Programmanalyse 1996: ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und Pro Sieben im Vergleich, in: Media Perspektiven, ( 1997 ) 7, S. 354–366.
Vgl. Bernward Frank/Walter Klingler, Die veränderte Fernsehlandschaft. Zwei Jahre ARD/ ZDF-Begleitforschung zu den Kabelpilotprojekten, Frankfurt/M.—Berlin 1987, S. 143–144; Friedrich Landwehrmann/Michael Jäckel, Kabelfernsehen — von der Skepsis zur Akzeptanz. Das erweiterte Programmangebot im Urteil der Zuschauer, München 1991, S. 116–121.
Bernward Frank/Heinz Gerhard, Fernsehnutzung in den 80er Jahren, in: Michael Jäckel/Michael Schenk (Hrsg.), Kabelfernsehen in Deutschland. Pilotprojekte, Programmvermehrung, private Konkurrenz. Ergebnisse und Perspektiven, München 1991, S. 129–145, hier S. 141.
Siehe z. B. F. Landwehrmann/M. Jäckel (Anm. 16), S. 120–121; Claudia Schmidt, Die biographische Prägung ist der bestimmende Faktor. Fallstudien zur Bedeutung des Fernsehens bei Kabelzuschauern, in: Media Perspektiven, (1989) 8, S. 506–511, hier S. 506.
Uwe Hasebrink/Friedrich Krotz, Fernsehnutzung im dualen System: duales Publikum und duales Nutzungsverhalten, in: Walter Hömberg/Heinz Pürer (Hrsg.), Medien-Transformation. Zehn Jahre dualer Rundfunk in Deutschland, Konstanz 1996, S. 359–373, hier S. 362 f.
Uwe Hasebrink/Friedrich Krotz, Wie nutzen Zuschauer das Fernsehen? Konzept zur Analyse individuellen Nutzungsverhaltens anhand telemetrischer Daten, in: Media Perspektiven, (1993) 11–12, S. 515–527, hier S. 524 f.
Z. B. F. Landwehrmann/M. Jäckel (Anm. 16); Barbara Pfetsch, Folgen der Programmvermehrung? Zum Zusammenhang von Kabelfernsehen und Freizeitverhalten in Ludwigshafen/Vorderpfalz, in: Rundfunk und Fernsehen, 37 (1989) 1, S. 96–111.
K. Berg/M.-L. Kiefer (Anm. 1 ), S. 23.
Siehe z. B. bereits Klaus Berg/Marie-Luise Kiefer (Hrsg.), Massenkommunikation IV. Eine Langzeitstudie zur Mediennutzung und Medienbewertung 1964–1990, Baden-Baden 1992, insbesondere S. 267–268; F. Landwehrmann/M. Jäckel (Anm. 16 ), S. 92.
K. Berg/M.-L. Kiefer (Anm. 23), S. 267; Marie-Luise Kiefer, Mediennutzung in der Bundesrepublik, in: Hans-Bredow-Institut (Hrsg.), Internationales Handbuch für Hörfunk und Fernsehen 1994/95, Baden-Baden—Hamburg 1994, S. A116—A131, hier S. Al25.
Harald Berens/Marie-Luise Kiefer/Arne Meder, Spezialisierung der Mediennutzung im dualen Rundfunksystem. Sonderauswertung zur Langzeitstudie Massenkommunikation, in: Media Perspektiven, (1997) 2, S. 80–91.
Informationsorientiert«: 60 Prozent und mehr der als regelmäßig oder häufig genutzt genannten Programmangebote sind Informationssendungen; »unterhaltungsorientiert«: 60 Prozent und mehr sind Unterhaltungssendungen; »Mischnutzer«: alle übrigen Befragten.
W. Darschin/B. Frank (Anm. 9), S. 180 u. 182.
H. Berens u. a. (Anm. 25), S. 90.
Siehe zum folgenden Uwe Hasebrink, Informationsfragmente in individiduellen Fernsehmenüs, in: Bernd Schorb/Hans-Jörg Stiehler (Hrsg.), Medienlust — Medienlast. Was bringt die Rezipientenforschung den Rezipienten?, München 1996, S. 109–124. Die Auswertungen
Siehe dazu auch die Unterscheidung hinsichtlich selektiver Informations-Suche und selektivem Informations-Involvement bei U. Hasebrink (Anm. 30), S. 117 ff.
Karl Gerhard Tasche, Die selektive Zuwendung zu Fernsehprogrammen. Entwicklung und Erprobung von Indikatoren der selektiven Nutzung von politischen Informationssendungen des Fernsehens, München 1996.
Vgl. K. G. Tasche (Anm. 32 ), S. 223.
Vgl. z. B. Dieter Stolte, Totgesagte leben länger — Öffentlich-rechtlicher Rundfunk in Zeiten des Umbruchs, in: Zeitschrift für öffentliche und gemeinwirtschaftliche Unternehmen, 19 (1996), S. 464–475, hier S. 466, sowie ausführlich Otfried Jarren/Friedrich Krotz ( Hrsg.), Öffentlichkeit unter Vielkanalbedingungen, Baden-Baden 1998.
Vgl. Uwe Hasebrink, Das Publikum verstreut sich. Zur Entwicklung der Fernsehnutzung, in: Otfried Jarren (Hrsg.), Medienwandel — Gesellschaftswandel? 10 Jahre dualer Rundfunk in Deutschland. Eine Bilanz, Berlin 1994, S. 265–287.
Siehe zum folgenden Uwe Hasebrink, Ich bin viele Zielgruppen. Anmerkungen zur Debatte um die Fragmentierung des Publikums aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht, in: Helmut Scherer/Hans-Bernd Brosius (Hrsg.), Zielgruppen, Publikumssegmente, Nutzergruppen. Beiträge aus der Rezeptionsforschung, München 1997, S. 262–280.
Vgl. IP (Hrsg.), Television 96. European Key Facts, Neuilly sur Seine 1996. IP ist das wichtigste europäische Unternehmen für die Vermarktung von Werbeträgern.
Vgl. dazu ausführlich Michael Jäckel, Wahlfreiheit in der Fernsehnutzung. Eine soziologische Analyse zur Individualisierung der Massenkommunikation, Opladen 1996, insbesondere S. 167–245; Friedrich Krotz, Alleinseher im Fernsehfluß: Rezeptionsmuster aus dem Blickwinkel individueller Fernsehforschung, in: Media Perspektiven, (1994) 10, S. 505–516.
M. Jäckel (Anm. 38).
Vgl. dazu die oben berichteten Spezialisierungstendenzen bei H. Berens u. a. (Anm. 25).
Vgl. M. Jäckel (Anm. 38), S. 44 ff.; zur Diskussion um die Anwendung der Individualisierungsthese auf den Medienbereich siehe auch Friedrich Krotz, Individualisierung, Medien und das Rezipientenverhalten, in: O. Jarren/F. Krotz (Anm. 34.).
Vgl. dazu die in O. Jarren/F. Krotz (Anm. 34) dokumentierten Beiträge zum Symposion des Hans-Bredow-Instituts »Öffentliche Kommunikation unter Viel-Kanal-Bedingungen«.
Siehe U. Hasebrink (Anm. 36).
Vgl. z. B. Ekkehardt Oehmichen/Erk Simon, Fernsehnutzung, politisches Interesse und Wahlverhalten. Ergebnisse einer Befragung in Hessen, in: Media Perspektiven, (1996) 11, S. 562–571; Christina Holtz-Bacha, Ablenkung oder Abkehr von der Politik? Mediennutzung im Geflecht politischer Orientierungen, Opladen 1990.
Vgl. H. Berens u. a. (Anm. 25).
Siehe z. B. E. Oehmichen/E. Simon (Anm. 44).
Siehe z. B. Peter Winterhoff-Spurk, Individuelles Informationsmanagement: Psychologische Aspekte der Medienkompetenz, in: M. Jäckel/P. Winterhoff-Spurk (Anm. 11 ), S. 177–195.
Hans-Bernd Brosius, Alltagsrationalität in der Nachrichtenrezeption. Ein Modell zur Wahrnehmung und Verarbeitung von Nachrichteninhalten, Opladen 1995.
Ebd., S. 305.
An der Bedeutung dieser Denkfigur im Hinblick auf Studien zur Informationsnutzung hat bisher auch die Tatsache wenig geändert, daß im wissenschaftlichen Bereich diese naive Vorstellung vom Verhältnis von Medienrealität und politischer Realität weitgehend durch das Konstruktions-Paradigma abgelöst wurde. Vgl. Winfried Schulz, Massenmedien und Realität. Die »ptolemäische« und die »kopernikanische« Auffassung, in: Max Kaase/Winfried Schulz (Hrsg.), Massenkommunikation. Theorien — Methoden — Befunde, Opladen 1989, S. 135–149, sowie Frank Marcinkowski, Politisierung und Entpolitisierung der »Realität« in unterschiedlichen Medienformaten, in: Michael Jäckel/Peter Winterhoff-Spurk (Hrsg.), Politik und Medien. Analysen zur Entwicklung der politischen Kommunikation, Berlin 1994, S. 35–53.
Vgl. z. B. Lawrence A. Wenner, The nature of news gratifications, in: Karl Erik Rosengren/ Lawrence A. Wenner/Philip Palmgreen (Hrsg.), Media gratifications research, London 1985, S. 171–194.
Siehe dazu auch Peter Winterhoff-Spurk, Gewalt in Fernsehnachrichten, in: M. Jäckel/P. Winterhoff-Spurk (Anm. 50 ), S. 55–69.
Siehe dazu H.-B. Brosius (Anm. 48), S. 60.
Claudia Schmidt, Fernsehverhalten und politische Interessen Jugendlicher und junger Erwachsener, in: Media Perspektiven, (1995) 5, S. 220–227, hier S. 223.
Vgl. Elisabeth Klaus, Der Gegensatz von Information ist Desinformation, der Gegensatz von Unterhaltung ist Langeweile, in: Rundfunk und Fernsehen, 44 (1996) 3, S. 402–417.
Andreas Grajczyk/Oliver Zöllner, Fernsehverhalten und Programmpräferenzen älterer Menschen. Daten zur Fernsehnutzung der ab 50jährigen 1995, in: Media Perspektiven, (1996) 11, S. 577–588, hier S. 587.
Siehe U. Hasebrink/E Krotz (Anm. 19).
Siehe dazu die Beiträge in Hartmut Weßler u. a. (Hrsg.), Perspektiven der Medienkritik. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit öffentlicher Kommunikation in der Mediengesellschaft, Opladen 1977.
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Hasebrink, U. (1998). Politikvermittlung im Zeichen individualisierter Mediennutzung. In: Sarcinelli, U. (eds) Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, vol 352. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87320-0_16
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