Zusammenfassung
Berichte über einen US-Präsidenten, der in vermeintliche Sexaffären verwickelt ist, Bilder eines britischen Regierungschefs, der um eine verunglückte Prinzessin trauert, und ein von Mikrophonen und Kameras bedrängter Bundeskanzler — man könnte eine Vielzahl anderer Beispiele zitieren, die das Verhältnis zwischen Regierungen und Medien zum Ende der neunziger Jahre illustrieren. Solche Lehrstücke der politischen Kommunikation verdeutlichen nur eines: Bei dem Verhältnis von Regierung und Medien geht es um eine ambivalente Beziehung mit begrenzten Zuverlässigkeiten und Loyalitäten, die sich angesichts aktueller politischer Situationen, wechselnder Interessenkoalitionen und der Dynamik von Skandalen jederzeit ins Prekäre wenden kann. Unter den Bedingungen des politischen Alltags ist die Kommunikation einer Regierung indessen immer von den Strukturen und den Kontextbedingungen des jeweiligen politischen Systems mit seinen tradierten Institutionen und intermediären Organisationen geprägt. Sie unterliegt außerdem den jeweiligen Machtkonstellationen und Kalkülen politischer Unterstützung.
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Literatur
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Vgl. A. Benz (Anm. 4 ), S. 443.
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Vgl. A. Benz (Anm. 4 ), S. 443.
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Vgl. A. Benz (Anm. 4 ), S. 443.
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Vgl. H. Wilke (Anm. 11 ), S. 47.
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Ein weiterer wesentlicher Aspekt des Strukturwandels ist die Internationalisierung der Kommunikation, die aufgrund der Fokussierung auf die Regierungskommunikation in Deutschland im folgenden nicht weiter diskutiert wird; vgl. auch Richard Münch, Journalismus in der Kommunikationsgesellschaft, in: Publizistik, 38 (1993) 3, S. 261–279.
Im Printmedienbereich betrifft der Boom vor allem den Zeitschriftensektor mit über 9 000 Titeln auf dem Markt. Mit etwa 4 000 Fachzeitschriften kam es auch hier zu einer deutlichen Angebotsdifferenzierung; vgl. Enno Dreppenstedt, Die unbeachteten Riesen. (Fach)Zeitschriftenunternehmen im Marktwandel, in: Klaus-Dieter Altmeppen (Hrsg.), Ökonomie des Mediensystems. Grundlagen, Ergebnisse und Perspektiven medienökonomischer Forschung, Opladen 1996, S. 147–163, hier S. 151.
Das gleiche gilt für das Radio: Die Anzahl privater Radioprogramme stieg von 121 im Jahre 1988 auf 193 im Jahre 1993, vgl. Bericht der Bundesregierung über die Lage der Medien in der Bundesrepublik Deutschland 1994. Medienbericht 1994, Deutscher Bundestag, 12. Wahlperiode, Bundestagsdrucksache 12/8587 vom 20. 10. 1994, Bonn 1994, S. 182.
Ebd., S. 165.
Daten nach Marie-Luise Kiefer, Massenkommunikation 1995, in: Media Perspektiven, (1996) 5, S. 234–248, zitiert nach Max Kaase, Medien und Politik, in: Universität Heidelberg (Hrsg.), Massen, Macht und Medien, Heidelberg 1997, S. 62–63.
Vgl. Wolfgang Darschin/Bernward Frank, Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1994, in: Media Perspektiven, (1995) 4, S. 154–165; dies., Tendenzen im Zuschauerverhalten. Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1995, in: Media Perspektiven, (1996) 4, S. 174–185.
Winfried Schulz, Neue Medien - Chancen und Risiken. Tendenzen der Medienentwicklung und ihre Folgen, in: Aus Politik und Zeitgeschichte, B 42/97, S. 3–12, hier S. 10.
Vgl. W. Schulz (Anm. 37 ), S. 10.
Vgl. W. Schulz (Anm. 37 ), S. 10.
Peter Sartorius, Lügen wie gesendet. Über den journalistischen Umgang mit der Wirk- lichkeit: eine Replik, in: Süddeutsche Zeitung Nr. 236 vom 13. Oktober 1996, S. 12–13.
Vgl. B. Pfetsch (Anm. 30).
Michael Bitala, Angriffe aus der Tiefe der Anstalt, in: Süddeutsche Zeitung vom 31. Januar 1998, S. 22.
Vgl. R. Munch (Anm. 31 ), S. 264.
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John Kingdon, Agendas, Alternatives and Public Policies, Boston-Toronto 1984, S. 61–64.
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Vgl. O. Jarren (Anm. 1 ), S. 83.
Vgl. B. Page (Anm. 23).
Nach einer neueren Studie der Gesellschaft für Konsum-, Markt-und Absatzforschung e. V. (GFK) nutzen rund 5,8 Mio. Deutsche im Alter von 14 bis 59 die neuen Medien des Internet, das sind rund 13 Prozent dieser Gruppe (Süddeutsche Zeitung vom 31. Januar 1998, S. 12 ).
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Vgl. ders. (Anm. 54), S. 319–320.
Vgl. ders. (Anm. 54); siehe auch Thomas Zittel, Über sellschaft. Das Intern als Medium der politischen Zeitgeschichte, B 42/97, S. 23–29.
Vgl. ders. (Anm. 54)
Vgl. R. Munch (Anm. 31 ), S. 267.
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Vgl. S. Weischenberg (Anm. 2).
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Barbara Pfetsch/Kerstin Dahlke, Politische Öffentlichkeitsarbeit zwischen Zustimmungsmanagement und Politikvermittlung. Zur Selbstwahrnehmung politischer Sprecher in Berlin und Bonn, in: Otfried Jarren/Heribert Schatz/Hartmut Weßler (Hrsg.), Medien und Politischer Prozeß. Politische Öffentlichkeit und massenmediale Politikvermittlung im Wandel, Opladen 1996, S. 137–154.
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Pfetsch, B. (1998). Regieren unter den Bedingungen medialer Allgegenwart. In: Sarcinelli, U. (eds) Politikvermittlung und Demokratie in der Mediengesellschaft. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, vol 352. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87320-0_11
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