Verhaltenstherapeutische Verfahren bei älteren und alten Patienten

Zusammenfassung

Die Verhaltenstherapie als eine der beiden Psychotherapie- Grundverfahren hat lange keine Notwendigkeit gesehen, für Menschen ≥60 Jahre gesonderte Grundannahmen zu treffen. Nach einer eigenen umfangreichen Literaturrecherche zum Thema „Psychotherapie im Alter“ in den Datenbanken MEDLINE, PsycLIT und PSYNDEX von 1970 bis 1990 fanden sich 406 Arbeiten, die in Anlehnung an Strotzka (1978) den Kriterien eines psychotherapeutischen Behandlungsverfahrens im engeren Sinne entsprachen: 94 dieser Arbeiten (23%) waren den verhaltenstherapeutischen Behandlungsverfahren (einschließlich kognitiv- behavioraler Psychotherapie) zuzurechnen. Die Übersicht bei Heuft & Marschner (1994) zeigte, daß die Verhaltenstherapie im engeren Sinne keine spezifischen Konzepte und Krankheitstheorien für alte Menschen kannte. Veränderungen werden entweder durch eigene Lern-und Umlernprozesse oder durch aktive Veränderungen der Umgebung erreicht. Die veränderte Lernfähigkeit im Alter korreliert dabei weniger mit dem chronologischen Alter, eher mit Variablen wie der individuellen Lerngeschichte, dem Training und der Motivation. Lernvorgänge werden erleichtert durch individuelles Tempo, kleine Schritte und bedeutungsvolle Aufgaben. Da die Verhaltenstherapie zeitbegrenzt, zielorientiert und konkret an Lösungen alltäglicher Probleme (auch als Gruppentherapie) konzipiert ist (z. B. Moberg & Lazarus 1990), eignet sie sich aufgrund ihres Trainingsaspektes vor allem als eine eher „nicht- stigmatisierend“ empfundene Psychotherapie für ältere Menschen.