Zusammenfassung
In der deutschen Sozialwelt gestalten sich Selbst- und Fremdverortungen zunehmend komplizierter. In der jüngeren Ungleichheitsdebatte gilt die ‚neue Unübersichtlichkeit’ als inzwischen erwiesene, soziologische Erkenntnis, die mit ‚Enttraditionalisierung’, ‚Individualisierung’ und ‚Kulturalisierung’ von Wert- und Normstrukturen erfaßt werden soll. Sie wird auf die fortschreitende Ausdifferenzierung von Lebensstilen zurückgeführt, wobei zwei Argumentationsstränge zu unterscheiden sind: eine strukturelle Pluralisierung von Lebenslagen und eine handlungsrelevante Individualisierung von Lebensführungen.
„Daß die an einen persönlichen Stil gebundenen wechselseitigen Abgrenzungen schon immer das besondere Interesse der Soziologie gefunden haben, ist nicht erstaunlich. Erst durch stilgebundene Defmition von Zugehörigkeit und Unterschiedensein werden Stande (Max Weber) zu sozialen Tatsachen, erst das Symbol des demonstrativen Konsums (Veblen) und seine Dechiffrierung durch die Zuschauer macht die oberen Zehntausend von einer ökonomisch-statistischen zu einer sozialen Klasse. Die feinen Unterschiede (Bourdieu) sind nicht nur Ausdruck einer Sozialstruktur, die sich aus der Verfügung über Geldkapital, kulturelles Kapital und soziales Kapital herleitet, sondern gleichzeitig deren Stabilisierungsfaktor. Mit der ständigen Aktualisierung von Stiltypen durch Selbst- und Fremdwahrnehmung vollzieht sich die subjektive Konstruktion von Sozialstruktur ständig aufs Neue.“ (Schulze 1993: 109)
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© 1998 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Hölscher, B. (1998). Ungleichheitsrelevante Aspekte von Lebensstilen. In: Lebensstile durch Werbung?. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87309-5_3
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87309-5_3
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13115-3
Online ISBN: 978-3-322-87309-5
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