Zusammenfassung
Vor den Feiern zum 50. Jahrestag des Kriegsendes brannte zum zweitenmal die Lübecker Synagoge. Wie beim ersten Mal 1994 wurden rechtsextremistische Jugendliche als Täter vermutet. Warum werden die meisten Gewalttaten (besonders gegen Fremde und Außenseiter) von Jugendlichen unter Alkohol-einfluß in Gruppen in Freizeitsituationen verübt? Dazu möchte ich hier aus psychoanalytischer Sicht einige Gedanken zur Diskussion stellen.
“Übrigens handelt es sich, wie Sie selbst bemerken, nicht darum, die menschliche Aggressionsneigung völlig zu beseitigen; man kann versuchen, sie so weit abzulenken, daß sie nicht ihren Ausdruck im Kriege finden muß.
Von unserer mythologischen Trieblehre her finden wir leicht eine Formel für die indirekte Bekämpfung des Krieges. Wenn die Bereitwilligkeit zum Krieg ein Ausfluß des Destruktionstriebs ist, so liegt es nahe, gegen sie den Gegenspieler dieses Triebes, den Eros, anzurufen. Alles, was die Gefühlsbindungen unter den Menschen herstellt, muß dem Krieg entgegenwirken.” (Sigmund Freud: Warum Krieg? Briefwechsel mit Albert Einstein, 1932, S. 283)
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Leuzinger-Bohleber, M. (1996). Zum Schicksal von Libido, Aggression und Objektbeziehung in der Adoleszenz. In: Leuzinger-Bohleber, M., Zwiebel, R. (eds) Psychoanalyse heute. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87290-6_5
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