Zusammenfassung
Bild heißt die auflagenstärkste deutsche Tageszeitung. Der Name geht auf das ursprüngliche Vorhaben zurück, die Zeitung allein mit untertitelten Fotos zu bestreiten. Schaut man heute am Zeitungsstand auf die Titelseite, um sich zu informieren oder anlocken zu lassen, ist es zumeist eine große Schlagzeile, die die obere Hälfte dominiert und zum Kauf der Boulevardzeitung animieren soll, und nicht ein Foto. Daß dies keiner reinen Marketinglogik entspringen muß, beweist ein Blick auf entsprechende englische Blätter, die oftmals ein großes Bild ins Zentrum rücken, alleine vom Logo Sun oder Mirror begleitet. Aber auch Bild macht spätestens in der unteren Hälfte der Frontseite aus seinem Namen ein Programm. Verglichen damit fällt an anderen Tageszeitungen wie der FAZ sofort deren Bilderlosigkeit auf. Man kann diesen Unterschied lesen als einen von Ereignis und Hintergrund, reißerisch-emotional und seriös-solide, aber auch von absolut markt-fuhrend und relativ auflagenschwach. Das Bild bleibt verbunden mit den negativen Werten der Vordergründigkeit und Affektsteigerung, was sich allerdings trotzdem (bezeichnenderweise) als populär erweist. Ökonomischer Erfolg, hier: eine hohe Auflage, ist damit garantiert. Es scheint, als hätte das marxistische Diktum, ein Bild eines Weizenfeldes oder die Fotografie der Krupp-Werke sagten nichts über deren Besitzer bzw. über das Problem der Eigentumsverhältnisse aus, ebenso für konservative Publizisten Geltung, wenn auch bei ihnen andere politische, kulturelle Interessen die Bestimmung dessen, was nicht offen sichtbar sei, anleiten.
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Literatur
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Hecken, T. (1997). Das Objekt der Fotografie. In: Hecken, T. (eds) Der Reiz des Trivialen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87288-3_3
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