Zusammenfassung
Ein substantialistisches Paradigma der Gefühle will ich im folgenden als Sonderfall eines ökologischen Paradigmas vorstellen. Im ersten erscheinen Gefühle als Substanzen mit eigener Energie, in letzterem sind sie Index und Produkt von Interaktionsprozessen, mit denen soziale Ordnung en miniature ständig vollzogen, her- und dargestellt wird. Die sozial-interaktive und die semantisch-metaphorische Ökologie der Gefühle wird sodann beschrieben. Die Metapherntheorie der kognitiven Linguistik kann dabei, wie schon skizziert, den Körper als Bedeutungsgenerator von imaginativen Schemata zeigen. Gefühle müssen nicht auf den medikalisierten Körper reduziert werden. Am Beispiel von Neid, Ärger/Wut und Liebe wird sodann gezeigt, wie diese körperlich generierten Schemata in der Sprache präsent sind und die Metaphern der Gefühle durch Einbindung in ein kulturell determiniertes prototypisches Szenario das Verstehen steuern. Kulturelle Zusammenhänge zwischen Liebe und Gewalt werden angedeutet. Die kognitive Linguistik wird als eine Theorie vorgestellt, die die Rolle der Imagination in einer Weise aufwertet, die der Psychoanalyse sehr nahe kommt.
„Was soll ich mit den Gefühlen anfangen, als sie wie Fische im Sand der Sprache zappeln und sterben zu lassen“. (Robert Waber)
„Die Menge der Gefühle ist abzählbar unendlich, d. h. sie lassen sich im Prinzip numerieren, bis ins Aschgraue.“ (H. M. Enzensberger, Gedichte 1994)
„Stark fühlt sich, wer die Bilder findet, die seine Erfahrung braucht.“ (Elias Canetti, Die gerettete Zunge)
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© 1996 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen
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Buchholz, M.B. (1996). Der Stoff, aus dem Gefühle sind — Ein Beitrag der Metapherntheorie zu einem ökologischen Paradigma. In: Metaphern der ‚Kur‘. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87286-9_7
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87286-9_7
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-12843-6
Online ISBN: 978-3-322-87286-9
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