Raum-Öffnungen

Zusammenfassung

Operation Wüstensturm: Der Golfkrieg als mediengerechte Inszenierung, so wollte es die amerikanische Zensur, liess seine Opfer nicht sichtbar werden. Bilder vom Krieg indes wurden reichlich geliefert, sie waren unblutig und demonstrierten die Überlegenheit der modernen Kriegstechnologie. Wiederholt war eine Sequenz zu sehen, in der ein Flugkörper — bestückt mit einer Fernsehkamera — mit rasender Geschwindigkeit auf ein Objekt zuflog. Sichtbar waren nicht der Flugkörper, sondern die Bilder, die von einer eingebauten Kamera aufgezeichnet wurden. Zielobjekt war ein Gebäude, das seine (militärische oder zivile) Funktion hinter einer dicken opaken Wand verbarg. Es näherte sich mit grosser Geschwindigkeit, der Bildausschnitt verschlang die Umgebung, und man konnte nur noch die immer näher rückende Mauer sehen bis zum Moment des Aufpralls. Statt einer grossen Explosion als Auflösung dieser dramatischen Inszenierung sah man nichts mehr, da die Kamera durch den Aufprall zerstört worden war und die (mit voyeuristischer Lust erwarteten) Bilder nicht mehr liefern konnte.

“Die neuen Medien operieren auf der Basis einer Un-sichtbarkeit, die die Frage nach der Sichtbarkeit traditioneller Medien und vor allem die Frage nach der Realität des Sichtbaren erneut stellt.”

Sigrid Schade¹

“Erst wenn die Marke verschwindet, erscheint ihr Platz, und damit die Marke als solche. Ist dies genug, um uns das Recht zu geben zu sagen, dass sie ihr Sein nur in ihrem blitzartigen Verschwinden erreicht — dass sie sich nur am Rand ihres Fehlens erfasst -?”

Jacques Alain Miller²