Zusammenfassung
Kartellverträge oder kurz gesagt „Kartelle“ haben meist einen etwas anrüchigen Ruf. Die öffentliche Meinung verbindet mit Verträgen, die Wettbewerbsbeschränkungen enthalten, etwas Negatives, nämlich einen Anschlag auf das System des freien Wettbewerbs, bis hin zur Gefährdung der Marktwirtschaft als Institution. Seit Inkrafttreten des „Gesetzes zur Bekämpfung der Korruption“ vom 13.8.971 sind einzelne Kartellrechtstatbestände, nämlich der sog. Ausschreibungsbetrug, über den Ordnungswidrigkeitenbereich hinaus in den Rang kriminellen Unrechts erhoben worden und haben ihren Niederschlag in dem Straftatbestand des § 298 StGB gefunden. Das bedeutet eine neue Dimension: Vorwurf von sittlichem Unrecht anstelle eines Ordnungsverstoßes. Dies ist jedoch nur die eine Seite der Medaille. Zu der gebotenen Gesamtbetrachtung gehört andererseits auch die Einsicht, daß der Abschluß von Kartellverträgen für den Wettbewerb positiv sein kann, ja sogar geboten ist, um strukturelle Nachteile einzelner Marktteilnehmer auszugleichen. Die Idee des Wettbewerbs geht von einer ungefähr gleichen Marktstärke von Anbietern und Nachfragern aus, jeweils unter sich wie auch im Verhältnis zueinander. So wird das Gleichgewicht der Kräfte, die Balance von Angebot und Nachfrage, gewährleistet. Dies entspricht jedoch nicht immer der Realität, die teilweise durch ein starkes Ungleichgewicht der Marktteilnehmer gekennzeichnet ist. Hier setzt die positive Wirkung von Kartellverträgen an, die zwischen kleinen und mittleren Unternehmen geschlossen werden und damit dazu beitragen, bestehende Unterschiede auszugleichen und so dem idealen Modell des Wettbewerbs wieder näher zu kommen.
Access this chapter
Tax calculation will be finalised at checkout
Purchases are for personal use only
Preview
Unable to display preview. Download preview PDF.
Literatur
Bechtold, R., Kartellgesetz GWB, Kommentar, München 1993.
Benisch, W., Zur kartellrechtlichen Beurteilung der kooperativen Marktinformation, in: Der Betrieb 1972, 1709 ff.
Bundesgerichtshof, WuW/E BGH 1337 ff., Aluminium-Halbzeug.
Dauner, J., Einkaufsgemeinschaften im Kartellrecht, Baden-Baden 1988.
Eckwerte für eine 5. Kartellgesetznovelle, WuW 1988, 753 ff.
Fritzsche, J., Die Auslegung des § 1 GWB und die Behandlung von Einkaufsgemeinschaften im Kartellrecht, FIW-Schriftenreihe Heft 149, 1993.
Immenga, U./Mestmäcker, E.-J., GWB, Kommentar zum Kartellgesetz, 2.Auflage, München 1992.
Kammergericht, WuW/E OLG 3737 ff., Selex-Tania.
Kleinmann, W./Bechtold, R., Kommentar zur Fusionskontrolle, 2.Auflage, Heidelberg 1989.
Kleinmann, W./Berg, W., Änderungen des Kartellrechts durch das „Gesetz zur Bekämpfung der Korruption“ vom 13.8.1997, in: Betriebs-Berater 1998, 277 ff.
Knöpfle, R., Ist der Nachfragewettbewerb ebenso schutzwürdig wie der Angebotswettbewerb?, in: Betriebs-Berater 1987, 1960.
Lutz, H., in: Münchener Vertriebshandbuch, Bd.2, Handels-und Wirtschaftsrecht, 4.Auflage, München 1997.
Regierungsentwurf zum GWB 1952, Bundestags-Drucksache II/1158.
Regierungsentwurf zur 4. GWB-Novelle, Bundestags-Drucksache 8/2136.
Regierungsentwurf zur 5. GWB-Novelle, Bundestags-Drucksache 11/4610.
Regierungsentwurf zur 6. GWB-Novelle, Bundestags-Drucksache 13/9720.
Tätigkeitsbericht des Bundeskartellamts, TB 1978, Bundestags-Drucksache 8/2980.
Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags, Bundestags-Drucksache 7/765.
Wirtschaftsausschuss des Deutschen Bundestags, Bundestags-Drucksache 11/5949.
Editor information
Rights and permissions
Copyright information
© 1998 Betriebswirtschaftlicher Verlag Dr. Th. Gabler GmbH, Wiesbaden
About this chapter
Cite this chapter
Kleinmann, W. (1998). Einkaufskooperationen aus kartellrechtlicher Sicht — Voraussetzungen und Möglichkeiten. In: Voegele, A.R., Schindele, S. (eds) Einkaufskooperationen in der Praxis. Gabler Verlag. https://doi.org/10.1007/978-3-322-87104-6_3
Download citation
DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-87104-6_3
Publisher Name: Gabler Verlag
Print ISBN: 978-3-322-87105-3
Online ISBN: 978-3-322-87104-6
eBook Packages: Springer Book Archive