Zusammenfassung
Geschlechtsspezifische berufliche Zusammenschlüsse werden von den interviewten Journalistinnen höchst unterschiedlich wahrgenommen. Einige haben sich intensiv mit Verbindungen von Medienfrauen auseinandergesetzt, unterscheiden verschiedene Formen kollektiven Handelns und beschreiben die jeweiligen Vorzüge und Nachteile; andere scheinen zum Zeitpunkt des Interviews erstmals die Frage zu prüfen, welchen Sinn es macht, und inwieweit es für sie interessant sein könnte, mit Kolleginnen gemeinsam zu agieren. Unter den befragten Redakteurinnen gibt es einerseits Mitglieder von Journalistinnengruppen,-Organisationen oder anderen Frauenzusammenschlüssen in Massenmedien und andererseits wohlwollende, skeptische oder ablehnende Haltungen gegenüber kollektivem Handeln.
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Literatur
Eine Journalistin, die sich früher intensiv in einer Frauengruppe engagierte, aber heute für sich die Notwendigkeit an einer Teilnahme in einem entsprechenden Zusammenschluß nicht mehr sieht, wird z.B. als ‚wohlwollende’ und nicht als ‚aktive Redakteurin’ betrachtet. Zu den ‚Aktiven’ wird hingegen eine Interviewte gezahlt, die sich nicht stark und regelmäßig engagiert, aber zahlendes Mitglied im Journalistinnenbund ist.
Soweit motivationsförderliche Aspekte von ‚überzeugt passiven’ Journalistinnen genannt werden und hinderliche von ‚aktiven’, werden sie ebenfalls mit berücksichtigt und eingearbeitet, falls sie bereits Ermitteltes ergänzen und zusätzliche Informationen bieten können.
Bei letzterem handelt es sich teilweise um Handlungsziele, die erst durch verschiedene Ergebnisse kollektiven Handelns erreicht werden können, aber nicht zwangsläufig eintreten müssen. Eine Differenzierung der Begriffe Handlungsergebnis und Handlungsziel ist für Ergebnis-Folge-Erwartungen notwendig, die Gegenstand von Kap. 5.1.4 (bzw. 5.2.4) sind. Handlungsinteressen, die im Mittelpunkt dieses Kapitels stehen, beziehen sich sowohl auf Handlungsergebnisse als auch auf erwünschte Handlungsziele (weshalb beides hier nicht differenziert wird).
Bei den hier abgedruckten Interviewpassagen handelt es sich um wörtliche Zitate. Zum Zweck der besseren Lesbarkeit werden Füllwörter, Wiederholungen oder Pausen weggelassen. Besondere Betonungen durch die Befragten werden in den Zitaten unterstrichen.
Ein Tagesredakteur entscheidet, welche Beiträge veröffentlicht werden.
Negative Ergebnis-Folge-Erwartungen betreffen auch kollektives Handeln gegen diese Diskriminierung, insbesondere weil es mit Öffentlichmachung des Geschehens verbunden wäre.
Tageszeitungsjoumalistinnen betonen, daß sich körperliche und verbale Anzüglichkeiten vornehmlich Mitarbeiter aus der Technik erlauben, insgesamt allerdings würden sie dies sehr selten tun.
Beispiele dafür werden im folgenden Kapitel geschildert.
Um die Anonymität der Interviewten zu gewährleisten, muß auf eine detailliertere Darstellung des Vorgehens ihrer Vorgesetzten verzichtet werden.
Nach ihrer Einschätzung seien wichtige Gleichstellungsmaßnahmen bereits eingeleitet und damit einiges erreicht.
Ihr außerordentlicher beruflicher Einsatz zeigt sich ihrer Ansicht nach darin, daß sie einspringt, wenn dringend jemand gebraucht wird oder wenn beispielsweise ihre speziellen Fremdsprachenkenntnisse gefordert werden, wenn also Aufgaben zu übernehmen sind, die andere weniger zufriedenstellend bewältigen können als sie. Anstatt dafür mehr Anerkennung zu erfahren, als ihr entgegengebracht wird, muß sie zusätzlich darum kämpfen, darüber hinaus außerordentliche und sie herausfordernde Themen übernehmen zu dürfen, obwohl für sie damit unbezahlte Mehrarbeit verbunden ist.
Dabei wird die Diskussion um Betriebskindergärten durchaus kontrovers geführt. Auch einige Interviewte, die Betreuungsbedarf für ihre Kinder bzw. für ihren zukünftigen Nachwuchs sehen, lehnen diesen ab, weil das private Umfeld des Kindes nicht auch durch den Beruf der Mutter bzw. der Eltern „dominiert werden soll“ (12:187).
‚Überzeugt passive“ Redakteurinnen berichten teilweise eher von negativen Erfahrungen. Diese werden in Kap. 5.2.2.1 näher beschrieben.
Als Beispiel für solche Probleme führt sie an, daß Männer für sich günstigere Studiozeiten rausschlagen würden oder „sich einfach bessere Sachen zuschieben“ (24:127).
Eine positive Wirkung kann auch von der gesellschaftlichen Umwelt ausgehen, z.B. wenn Vorbilder von Zusammenschlüssen oder Aktivitäten feministischer Kreise sich als erfolgreich erweisen oder wenn eine soziale Bewegung insgesamt zunehmend Wohlwollen und Akzeptanz genießt. Entsprechende Bedingungen werden von Redakteurinnen weder explizit noch implizit als Einflußfaktoren dargestellt und scheinen allenfalls indirekt wirksam zu werden.
In dem dargestellten Beispiel kommt zudem erleichternd hinzu, daß es sich um eine ‚Frauenredaktion’ handelt und die sich zusammenschließenden Kolleginnen von vornherein eine gemeinsame Grundlage in ihrem feministischen Bewußtsein verbindet.
Zur Erinnerung: Im Gegensatz zu ‚überzeugt passiven’ Redakteurinnen äußern ‚wohlwollende’ Journalistinnen zwar eine positive Meinung gegenüber Frauenzusammenschlüssen oder waren früher mal in ihnen aktiv, verzichten selbst aber aus Gründen, die in diesem Kapitel deutlich werden, darauf, mit Kolleginnen zusammen aktiv zu werden.
Um die Festanstellung eines ihrer Meinung nach sprachlich und journalistisch schlecht qualifizierten freien Mitarbeiters zu verhindern, hat sich z.B. eine interviewte Redakteurin sehr engagiert und eine Koalition gegen ihn, vor allem gegen seine zukünftige Eingliederung in ihr Ressort bzw. in ihre Medienorganisation ins Leben gerufen. Gemeinsam hat man das Handlungsziel schließlich erfolgreich durchgesetzt.
Nicht immer erscheint die Argumentation überzeugend. In einem Fall beschreibt eine Interviewte, daß ihr Arbeitspensum überdurchschnittlich ist und daß sie sich aufgrund spezifischer Kenntnisse und Kontakte unentbehrlich gemacht hat. Diese Form höherer Qualifikation berücksichtigt sie allerdings nicht, wenn sie ihr Gehalt mit dem ihrer Kolleginnen und Kollegen vergleicht.
Darüber hinaus gibt es durchaus ‚wohlwollende’ und einzelne ‚überzeugt passive’ Redakteurinnen, die genauso wie ‚aktive’ Journalistinnen, aufgrund geschlechtsspezifischer Benachteiligung Bedarf für gemeinschaftliches Agieren verspüren. Sie sprechen sich aber aus verschiedenen anderen Gründen, die später deutlich werden, gegen kollektives Handeln aus oder müssen darauf verzichten.
Über den unterschiedlichen Umgang von Redakteurinnen mit Kollegen, von denen sie sich durch frauenfeindliche Sprüche diskriminiert fühlen, vgl. auch Kapitel 5.2.2.3.
Dies mag auch eine Erklärung dafür sein, daß sie selten zu schärferen Maßnahmen greifen, wenn sie als einzelne reagieren. Lediglich eine Redakteurin berichtet von einem entsprechenden Vorgehen. Sie hat über einen Kollegen eine Aktennotiz an den Chefredakteur geschrieben. Ihre Kritik richtet sich gegen diesen Journalisten wegen seiner sexistischen Bemerkungen, für die er auch von Männern in ihrem Ressort Ablehnung erfährt. Die Maßnahme, die diese Redakteurin versuchte, blieb allerdings ohne den gewünschten Erfolg: Der betreffende Kollege wurde später befördert.
Dabei werden geschlechtsspezifische Benachteiligungen von ‚überzeugt passiven’ Redakteurinnen insgesamt deutlich seltener registriert und in ihrer Bedeutung auch als weniger gravierend eingestuft als von anderen Interviewten, also von ‚wohlwollenden’ oder ‚aktiven’ Journalistinnen.
Ein Beispiel ist die Förderung von Frauen oder des weiblichen Nachwuchses durch einzelne Journalistinnen oder Journalisten bzw. das vereinzelte Greifen von Gleichstellungsmaßnahmen.
Ein Zusammenhang zwischen Handlungszielen und ihren Verwirklichungschancen scheint für ihre Motivation zu individuellem Handeln nicht zu bestehen. Die Frage also, ob nur angestrebt wurde, was auch erreichbar erschien, wäre aufgrund verschiedener in den Interviews geschilderter Aktivitäten eher mit ‚nein’ zu beantworten.
Dabei distanziert sich die eine oder andere Redakteurin von Strategien anderer, weil sie sie nicht als erfolgbringende wahrnimmt, auch wenn sie selbst keinen konkreten Lösungsweg sieht.
Denn die Wahrscheinlichkeit, das gewünschte Ziel durch kollektives Handeln zu erreichen, könnte mit unangenehmen Nebenwirkungen verbunden sein. Ein möglicherweise eingeklagter Arbeitsplatz kann besonderen Streß im späteren Arbeitsalltag oder andere negative Folgen nach sich ziehen.
Um Anonymität der Interviewten zu gewährleisten, kann das Beispiel nicht näher ausgeführt werden.
Um Anonymität der Interviewten zu gewährleisten, können Verantwortungsbereiche, die ihnen eine Außenseiter-oder Sonderstellung verschaffen, nicht weiter präzisiert werden.
Die Bedeutung unterschiedlicher Ansichten von Kolleginnen als Motivationen kollektiven Handelns beeinträchtigendem Faktor wurde bereits im vorangegangenen Kapitel geschildert.
Andere sie begleitende Motivationshemmnisse sind in den vorangegangenen Kapiteln bereits dargestellt worden.
Sie selbst bekam bisher keine einzige Stelle ohne Beziehungen.
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Schulz, U. (2000). Untersuchungsergebnisse: Motivationen kollektiven Handelns von Journalistinnen. In: Journalistinnen im Schulterschluss?. Studien zur Kommunikationswissenschaft, vol 45. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86888-6_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86888-6_6
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13560-1
Online ISBN: 978-3-322-86888-6
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