Zusammenfassung
Fragen wir uns im letzten, ausblickenden Kapitel, wohin der Konservativismus nach der Neuvereinigung Deutschlands wohl treiben wird. Mit dem Zusammenbruch des osteuropäischen Staatssozialismus und der staatsrechtlichen Einvernahme der ehemaligen DDR in eine demokratisch geläuterte Bundesrepublik verabschiedete sich das regierende konservative Lager wieder tendenziell von seinen vormaligen sozialpartnerschaftlich-kooperativen Politikrichtlinien; zugleich versprach es, den sich auftuenden wirtschaftlichen Folgeproblemen in der gebotenen kürzesten Zeit angemessen begegnen zu wollen. Gelähmt von der unvermuteten Wucht, mit der die Menschen in der DDR den Anschluß ihres Landes an die bundesrepublikanische Wohlstandsinsel begrüßten, hatte es die linke Opposition nicht verstanden, den vorgespielten Zweckoptimismus der Regierung kritisch zu hintergehen und auf mögliche Gefahren eines überstürzten Sozialabbaus mit ausreichender Klarheit hinzuweisen. Der Union wurde von vielen in wirtschaftspolitischen Angelegenheiten hierbei die größere Sachkompetenz zugetraut; die Sozialdemokraten mußten auch nach der Bundestagswahl weiterhin die Oppositionsbank drücken. Das verheißungsvolle Modell der westlichen Konsumgesellschaft ließ die ostdeutschen Wähler scharenweise der Union zulaufen; zurück blieb eine enttäuschte Sozialdemokratie, die sich bis heute nur schwer von diesem Schock erholen sollte.
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Literatur
So auch der gleichlautende Titel des von Heimo Schwilk und Ulrich Schacht gemeinsam herausgegebenen Buches mit gesammelten Aufsätzen verschiedener Autoren, das sich konzeptionell “als Manifest der konservativen Intelligenz in Deutschland” verstand (siehe Klappentext).
Diese Sprache hat Karin Priester in ihrem Aufsatz “Philosophie der Apokalypse. Geistige Pfadfinder der Neuen Rechten” treffend analysiert (Priester 1995: 1241f).
Martin und Sylvia Greiffenhagen sprachen in diesem Zusammenhang von einem “zeitgeschichtlichen Alarmzeichen” in der gegenwärtigen Publizistik (Greiffenhagen, Greiffenhagen 1993).
Die bereits erwähnte Aufsatzsammlung “Die selbstbewußte Nation” war denn auch “Den Patrioten des 20. Juli 1944 und des 17. Juni 1953” gewidmet.
Karin Priester charakterisierte dieses als eine “Geburt der Geschichte aus dem Geist des Aufschubs” und rekurrierte dabei auf Peter Sloterdijks Zeitbegriff “nach der Geschichte” (Priester 1995: 1245).
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Meyer, T. (1997). Ausblick: Wohin treibt der Konservativismus?. In: Stand und Klasse. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 184. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_20
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_20
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13031-6
Online ISBN: 978-3-322-86882-4
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