Zusammenfassung
Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit der Staats- und Gesellschaftsphilosophie des Korporativismus bedarf der Analyse von gesamtgesellschaftlichen Formbestimmtheiten zu Zeiten ihrer Entstehungsgeschichte, sollen über dem Aufzeigen von ideengeschichtlichen Zusammenhängen hinaus ihre spezifischen Theoriegehalte auf die Totalität der Gesellschaft selbst zurückbezogen werden. Gerade solche politische Philosophie, die ihre Verortung in einem wirklichkeitsentrückten Idealismus hat, muß einer streng ideologiekritischen Betrachtung unterzogen werden, um nicht den soziologischen Blick für ihre politisch-praktischen Bezüge aus den Augen zu verlieren. Dieses gilt insbesondere für eine Gesellschaftstheorie wie dem Korporativismus, die als eine spezifische Reaktion konservativen Denkens auf die zeitgeschichtlichen Strukturveränderungen der sich konsolidierenden bürgerlichen Herrschaftsordnung nicht ohne einen Rekurs auf eben diese sozialstrukturellen Umwälzungen diskutiert werden kann. Insofern mag es verwundern, daß die bisherige sozialwissenschaftliche Forschung über korporativ-autoritäre Gesellschaftstheorien im wesentlichen die ideengeschichtlichen Wurzeln ihrer konzeptiven Theoriegehalte zurückverfolgt hat, deren sozioökonomische und historische Bestimmungsfaktoren aber im wesentlichen ausgeklammert oder aber lediglich fragmentarisch berücksichtigt hat.
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Literatur
Lukács brachte die Kritik an Mannheims “Soziologie des Wissens” auf den Punkt (Lukács 1984: III 82–88).
Zu der gleichen Einschätzung wie hier kommt auch Ulrich Nocken in seinem kurzen Aufsatz “Korporatistische Theorien und Strukturen in der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts”, erschienen in: Alemann (Hrsg.), Neokorporatismus 1981: 23; vergleiche auch seine Schrift “Corporatism and Pluralism in Modern German History”, in: Stegmann et al. (Hrsg.), Industrielle Gesellschaft und politisches System, 1978.
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Meyer, T. (1997). Desiderate der gegenwärtigen Korporativismus-Forschung. In: Stand und Klasse. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 184. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_2
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13031-6
Online ISBN: 978-3-322-86882-4
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