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Der zeitgeschichtliche Kontext korporativer Faschismen

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Part of the book series: Studien zur Sozialwissenschaft ((SZS,volume 184))

Zusammenfassung

Dort wo Philosophie in Gewalt umschlägt, ist sozialwissenschaftliche Forschung im besonderen aufgerufen, die normativen Grundlagen von verkehrter Philosophie auf ihre konkreten gesellschaftlichen Erfahrungshintergründe und zugrundeliegenden Theoriebildungsprozesse zu beziehen. Nur auf dem Boden von ganz bestimmten situativen Kontexten kann Philosophie zum Verbrechen werden, indem diese sich durch mythische Vorstellungen gänzlich ihrer vorgängigen aufklärerischen Traditionen entledigt, womit auch die Voraussetzungen von reflexiver Vernunft selbst kritiklos zu Grabe getragen werden. Was als destruktive Gewalt zur gesellschaftlichen Praxis werden konnte, vollzog dann im Untergang des Individuums jenen Prozeß der Zerstörung von Subjektivität nach sich, an dessen Ende mit der Uniformierung und Militarisierung des sozialen Lebens die menschliche Existenz selbst in Frage gestellt wurde. Weil der ökonomischen Krise, hervorgerufen durch weltweite Überakkumulation und Übermaßen fortgeschrittene Kapitalentfaltung, nicht mehr alleine mit den Mitteln traditioneller Krisenvermeidungsstrategien beizukommen war und da sich der wirtschaftliche Niedergang immer grundlegender auch zu einer existentiellen Krise des Bürgertums auszuweiten begann, traten solche alternativen Lösungsmöglichkeiten auf den Plan, die vorgaben, einer Zerstörung der kapitalistischen Welt wirksam Einhalt gebieten zu können.

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Literatur

  1. Bereits Mayer-Tasch stellte eine “Vielfalt ständisch-korporativer Artikulationen” fest (Mayer-Tasch 1971: 2). Vor ihm hatte Justus Beyer eine in der Tat verwirrende Systematisierung der Ständestaatskonzeptionen versucht (Beyer 1941).

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  2. Das neuerlich in Mode gekommene Modernisierungstheorem in der Faschismusforschung blendet diesen Zusammenhang allerdings vollständig aus; symptomatisch hierfür steht Zitelmann 1991.

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  3. Hierfür steht etwa Kadritzke 1976: 155; aber auch Saage 1981: 150; Abendroth 1970: 251f; Agnoli 1966: 449f; Blanke 1969: 52f.

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  4. Zur politischen Theorie Thalheimers: Kaestner 1982: 115f; hierin besonders das Kapitel “Thalheimers Analysen des Faschismus in Deutschland”; Jentsch 1993.

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  5. Der von Griepenburg/Tjaden erhobene Vorwurf gegen Thalheimer, seine Darstellung des Faschistisierungsprozesses erreiche nicht den Rang einer marxistischen Klassenanalyse, ist allerdings unzutreffend, berücksichtigt man die überaus differenzierte Thalheimersche Argumentationsweise, die eben unzweifelhaft mehr war als nur ein “Analogieschluß” (Griepenburg, Tjaden 1966: 461f).

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  6. Über Brünings Regierungskrise urteilte James: “Nur die Furcht vor dem, was nach Brüning kommen mochte, hielt die Industrie von offenem Aufruhr ab.” (James 1988: 185).

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  7. Aus der Vielzahl der Literatur zu diesem Thema sei nur die Studie von Manfred Gangl, Politische Ökonomie und Kritische Theorie. Ein Beitrag zur theoretischen Entwicklung der Frankfurter Schule genannt; hier insbesonders das Kapitel “Die Revision der ökonomischen Begründung praktischer Kritik im Revisionismusstreit” (Gangl 1987: 21f).

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  8. Treffend hatte Rolf Ebbighausen darauf hingewiesen, daß es Hilferding in erster Linie um die Weiterentwicklung der Politischen Ökonomie “im Sinne einer immanenten Vervollständigung” gegangen sei (Ebbighausen 1981: 68). Dabei ist Ebbighausens Kritik, die veranschlagte Dominanz der Bankenkapitale habe mit der “analytischen Überbewertung der Zirkulationssphäre” den empirischen Zusammenhang von Produktions- und Zirkulationsprozeß verstellen müssen, unumwunden zuzustimmen.

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  9. Über antifaschistische Potentiale in der Arbeiterklasse informiert ein gleichlautendes Kapitel bei Reinhard Kühnl (Kühnl 1985: 222f).

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  10. Zu Hellers Position in der Weimarer Staatslehre: Schluchter 1968; Bauer 1968: 349f.

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  11. Über Gramsci: “Sein Verdienst ist unbestritten darin zu sehen, daß er aufmerksam gemacht hat auf das bis dahin praktisch ganz übersehene Phänomen freiwilliger bzw. konsensueller Einbindung großer Teile der subalternen Klassen in die Hegemoniestrukturen der bürgerlichen Gesellschaft.” (Herkommer 1984).

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  12. Alfred Sohn-Rethel hat in seinen ökonomischen Studien bekanntlich darauf hingewiesen, daß die als Ausweg in Frage kommende faschistische Konjunkturlösung innerhalb der kapitalistischen Reproduktion nur als eine Negation des Konkurrenzkapitalismus in Erscheinung treten konnte, womit verständlicherweise ein Wechsel in den kapitalseitigen Reproduktionsstrategien mit fortschreitendem Autarkiegrad notwendig wurde (Sohn-Rethel 1973: 110).

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  13. Für Eike Hennig war das rapide inszenierte Aufrüstungsprogramm das folgerichtige Ergebnis einer “arbeitsteiligen Kooperation” zwischen NS-Oligarchie, Industrie, Wehrmacht und Verwaltung mit dem vorangestellten Ziel einer Totalrevision der demokratischen Institutionen der Weimarer Republik; im “Arbeitsteilungskonzept” fände sich die “Ambivalenz der NSDAP” gebändigt wieder (weiteres darüber bei Hennig 1982: 288f).

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  14. Timothy W. Mason glaubte, in der nationalsozialistischen Wirtschaft der Jahre 1938 bis 1941 habe die “Entscheidung entweder für Kriegs- oder für Friedenswirtschaft” noch weiterhin offen gestanden (Mason 1978: 237). Dieses ist jedoch zu bezweifeln, da, wie Alfred Sohn-Rethel eingehend analysiert hatte, die “monopolisierte Weltreserve an Investitionskapital ihre ökonomische Funktion seit 1931 nicht mehr international” erfüllen konnte (Sohn-Rethel 1992: 128).

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  15. Es waren vor allem ostdeutsche Faschismusforscher, die auf Pollocks Wirtschaftstheorie rekurrierten; besonders Kurt Gossweiler verdient hier Beachtung (Gossweiler 1988: 131f).

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  16. Die entstandene Kontroverse um Pollocks Theorie des “Staatskapitalismus” wurde in der ansonsten schmalen Literatur zu diesem zweifelsohne hochinteressanten Thema ausführlicher behandelt von Helmut Dubiel/Alfons Söllner (Dubiel, Söllner 1984; siehe auch Gangl 1987: 203f). Michael Schäfers zum gleichen Thema erschienene Dissertation verschließt sich allerdings der zugrundeliegenden analytischen Problematik dieser Kontroverse (Schäfer 1994).

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  17. Die Gegenposition zu Pollock findet sich bei Neumann 1988: 271.

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  18. Die Komplexität gesellschaftlicher Reproduktion unter dem Faschismus läßt sich allerdings mit dem Begriff vom Primat der Politik allenfalls schematisch beschreiben; ein tiefergehender empirischer Gehalt kann dieser griffigen Formel nur schwerlich beigemessen werden (hierzu auch Hennig 1982: 287; ebenso Kadritzke 1976:154).

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  19. Daß dieses Zweckbündnis zwischen kleinbürgerlicher Basis und großkapitalistischen Kreisen, zwischen faschistischer Partei und Oberklassen allerdings bereits schon von Anfang an, natürlich über gravierende gemeinsame Interessen hinweg, durchaus problembeladen und keineswegs widerspruchsfrei angelegt war, hatte besonders Reinhard Kühnl herausgearbeitet (Kühnl 1990).

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  20. Zudem wurde durch die forcierte Aufrüstungspolitik die Diskrepanz zwischen pseudorevolutionärer Programmatik und unerfüllter kleinbürgerlicher “Mittelstandspolitik” immer deutlicher (hierzu Saldern 1979: 235). Saldern ist zuzustimmen, trotz des unglücklichen Begriffs vom “alten Mittelstand”, daß der vielbeschworene Antikapitalismus weit eher ein Antimonopolkapitalismus war, der letztlich in den kleinbürgerlichen Staatsvoluntarismus mündete (Saldern 1979:245).

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© 1997 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Meyer, T. (1997). Der zeitgeschichtliche Kontext korporativer Faschismen. In: Stand und Klasse. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 184. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_17

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_17

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-13031-6

  • Online ISBN: 978-3-322-86882-4

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