Zusammenfassung
Die nachmärzliche Epoche war die große Zeit einer beispiellosen Entfesselung industrieller Produktivkräfte mit allen sich daraus für Deutschland ergebenden sozialen Problemen. Die stattgehabte nationalstaatliche Einigung, mochte sie denn auch obrigkeitsstaatlich und nicht durch das Volk zustandegekommen sein, hatte die gesellschaftspolitischen Erwartungen des deutschen Bürgertums in den Gründerjahren denn auch nicht enttäuscht. Was in der Revolution 1848/49 nicht erreicht worden war, schien mit einem Male politische Realität zu sein: ein in sich geeintes, politisch gefestigtes, nach außen hin starkes und vom Expansionswillen beseeltes Deutsches Reich garantierte der Bourgeoisie eine staatlich geförderte Mobilisierung von weiteren Wirtschaftsressourcen, zugleich verdingte sich der wilhelminische Polizeistaat in der Niederschlagung der sich konsolidierenden Arbeiterbewegung. In der Tat wurde durch die Reichsgründung ein anachronistisches Hindernis zur endgültigen kapitalistischen Produktivkraftentwicklung aufgehoben, die feudale Zersplitterung des deutschen Wirtschaftraums war endlich beseitigt.
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Literatur
Bezüglich der Rolle des Staates für die kapitalistische Reproduktion differenzierte Bark zwischen einfacher Staatstätigkeit und Staatsinterventionismus (näheres dazu Bark 1978: 58f).
Zahlenangaben nach Kiesewetter 1989: 258
Über den Einfluß der Bankenfinanzierung siehe auch: Tilly 1990: 91; Stolper 1964: 30f; Bark 1978: 128 sowie Gerschenkron 1973: 128
Mit Recht betonte Joachim Hirsch, daß der sich in den späten 70er Jahren vollzogene Übergang zum Interventionsstaat durchaus nicht als ein abrupter Wandel im Verhältnis von Staat und Gesellschaft darstellte, sondern auf ein vorausgegangenes Kontinuum an administrativer Wirtschaftsregulation zurückblicken konnte (Hirsch 1971: 31).
Die Sozialversicherungsgesetzgebung der achtziger Jahre war in der Tat “das Zuckerbrot zur Peitsche des Sozialistengesetzes” (Jaeger 1988: 129).
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Meyer, T. (1997). Der Zerfall des konservativen Blocks im wilhelminischen Staat. In: Stand und Klasse. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 184. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86882-4_10
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13031-6
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