Griechenland

Zusammenfassung

Interessengruppen bilden einen wichtigen, wissenschaftlich jedoch eher vernachlässigten Aspekt der politischen, sozialen und ökonomischen Entwicklungen in Griechenland. Besonders nach der Wiederherstellung der Demokratie nach 1974 und in wachsendem Maße seit dem EU-Beitritt Griechenlands 1981 nehmen die Interessengruppen unter den Faktoren, die den politischen Prozeß formen, allerdings einen zentralen Stellenwert ein. Für das bislang relativ geringe wissenschaftliche Interesse an Verbänden und Interessengruppen war das Zusammenwirken bestimmter politischer und intellektueller Entwicklungstendenzen verantwortlich. Kurz gesagt, die verschiedenen soziologischen und historischen Darstellungen, die sich mit organisierten Interessen in Griechenland beschäftigten, begriffen diese als Strukturen, die pluralismustheoretisch nicht zu erklären sind, gelangten dabei jedoch auch nicht zu einer systematischen Analyse des Untersuchungsgegenstandes aus Sicht der Korporatismus-theorien. Die Interessengruppen in Griechenland wurden auf eine oft schematische, vereinfachende Weise mit der Rolle von Interessengruppen in westlichen Demokratien verglichen und so eher als irrelevant denn als korporatistisch beurteilt. Diese Sichtweise hat sich in den 80;er und 90;er Jahren gewandelt einerseits aufgrund gesellschaftlicher und politischer Veränderungen (besonders den Auswirkungen der Europäisierung) und andererseits, weil neue sozialwissenschaftliche Erklärungsmodelle entstanden. Neuere Arbeiten im Rahmen der Politikwissenschaft, der Policy-Analyse und der Theorie der Arbeitsbeziehungen ermöglichten eine differenziertere Sichtweise auf die Rolle der Interessenorganisationen in Griechenland.