Norwegen

Zusammenfassung

Die Verbände sind in Norwegen konstitutiv für die Entstehung des Wohlfahrtsstaates. Heute leben wir in einer Zeit des Umbruchs, der Globalisierung, der EU-Integration, Erscheinungen, die bis auf die nationale und lokale Ebene durchschlagen (Thurow 1996; Beck 1997; Kaufmann 1997). Neue Probleme und Gefühle der Krise sowie Mangel an festen Orientierungspunkten lösen neue Konflikte aus. Das zeigt sich deutlich an den in letzter Zeit in Norwegen und ebenso in den übrigen skandinavischen Ländern geführten Diskussionen darüber, welche Aufgaben der Öffentlichkeit (sprich: dem Staat), den Verbänden und — in der Ära der Entstaatlichung und Entflechtung —vor allem den sogenannten freiwilligen Verbänden zukommen sollen (Klausen/Seile 1995; Nordby 1994). Eine Illustration dieses umfassenden und komplexen Umstellungsprozesses findet man im öffentlichen Sektor, der das gesamte 20. Jahrhundert hindurch als die wichtigste Regulationsinstanz und der wesentlichste Partner für Verbände aller Art und für das private Erwerbsleben angesehen worden ist. Dieser öffentliche Sektor wird heute mit der Krise des Wohlfahrtsstaates identifiziert, was bereits im Verlauf der 70er und 80er Jahre Initiativen motivierte, den öffentlichen Sektor zu dezentralisieren, zu deregulieren, zu modernisieren und zu privatisieren (Egeberg 1989). Zu diesen Lösungsmodellen gehören auch solche des sogenannten tertiären Sektors, der in Norwegen aufgrund der Potentiale der freiwilligen Verbände eine wachsende Aufmerksamkeit auf sich zog (NOU 1988).