Zusammenfassung
Obgleich die nationalsozialistische Doktrin die Stilisierung und Pervertierung von Mütterlichkeitsidealen zum Inhalt hat und die Frau damit generell primär als Gebärerin einer ‚gesunden deutschen Volksgemeinschaft‘ in Dienst genommen wird, bleibt vor und während des Zweiten Weltkriegs ein hoher Frauenanteil unter den Beschäftigten bestehen (vgl. Maier 1993: 258). Ehestandsdarlehen, Mutterkreuz und Reichsarbeitsdienst suchen die Frau zunächst auf das Haus zu beschränken; Lehrerinnen verlieren als diffamierte Doppelverdienerinnen oder ‚unerträgliche‘ Konkurrentinnen gegenüber den bevorzugten Männern ihre Stellen (vgl. Rouette 1993: 179, Martin 1935,1952, Meissner 1952,1955). Ärztinnen wird das freie Praktizieren untersagt und Studentinnen aus den Universitäten vertrieben. Im Dienstleistungssektor und (stetig zunehmend) in der Kriegsindustrie werden jedoch im Zuge der forcierten Kriegsvorbereitungen Frauen eingesetzt. Die Widersprüche zwischen der Propagierung der erwerbslosen Ehefrau und Mutter und der notwendigen Arbeit von Frauen, die besonders bei der stetig wachsenden Zahl männlicher Kriegsopfer, ansteigt, prägen dabei über die nationalsozialistische Zeit hinaus die Erfahrungen der Männer und Frauen der Kriegsgenerationen:
„Das Kriegsende bedeutete Aufatmen und Angst zugleich. Wenn viele Männer in jener Stunde die Abrechnung, Vergeltung usw. fürchteten, so galt dies ebenso für Frauen. Auch sie waren politisch tätig gewesen, waren in politische Führungspositionen aufgestiegen (wenn auch ihre Zahl im Vergleich zu der der Männer gering war), waren als Aufseherinnen in den verschiedenen Lagern eingesetzt worden.“1 (Nave-Herz 1992: 58)
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Literatur
Zur Aufarbeitung der NS-Frauengeschichte vgl. weiterhin Gravenhorst/Tatschmurat 1990.
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© 1999 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen/Wiesbaden
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Ernst, S. (1999). Der sozio-ökonomische Wandel der Frauenarbeit 1933 bis 1996. In: Geschlechterverhältnisse und Führungspositionen. Studien zur Sozialwissenschaft, vol 206. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86658-5_17
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86658-5_17
Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Print ISBN: 978-3-531-13322-5
Online ISBN: 978-3-322-86658-5
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