Zusammenfassung
Personalisierung umfaßt in einer allgemein und weit gehaltenen Definition den Sachverhalt, daß politische Programme und Ziele aufs „intensivste mit zentralen politischen Rolleninhabern in Verbindung gebracht and damit auf Personen verkürzt“107 werden. Die Bedeutung der Person des Politikers läßt sich dabei aus unterschiedlichen Perspektiven untersuchen und erklären. Erstens betreiben die Medien Personalisierung108. Zweitens ist sie insbesondere im Wahlkampf auf Politiker/Parteien und drittens auf die Öffentlichkeit zurückzufiihren.109 Dieser Zusammenhang bildet gleichzeitig die drei Verursacherebenen, auf die Personalisierung zurückgeführt werden kann.110 Je nach der vom jeweiligen Betrachter eingenommenen Perspektive und Ebene, erfüllt Personalisierung daher unterschiedliche Funktionen.
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Literatur
In diesem Zusammanhang wird Personalisierung wie folgt definiert: Die Person eines Spitzenpolitikers wird von den Medien oder anderen Instanzen als Deutungsmuster komplexer politischer Tatbestände angeboten. Vgl. Kaltefleiter, W.: (2001), S. 296–299 Je stärker ein Ereignis personalisiert ist, sich im Handeln oder Schicksal von Personen darstellt, desto eher wird es zur Nachricht. Vgl. Galtung, J./ Ruge, M. IL: (1965), zit. nach Schulz, W.: (1976), S. 18.
Personalisierung kann als mediale Darstellung, bei der handelnde Personen in den Vordergrund gerückt werden, verstanden werden. Sie ist ein wichtiges Stilmittel der Medien. Sie ist darauf zurückzuführen, daß Ereignisse, die sich durch Personen darstellen lassen, eher zur Berichterstattung ausgewählt werden. Vgl. Schenk, M.: (1998b), S. 698.
Vgl. Bergsdorf, W.: (1983), S. 42; hierzu heißt es bei Radunski: „Die modernen Massenmedien, insbesondere das Fernsehen, haben der politischen Macht ein Gesicht gegeben. Damit hat sich die politische Macht belebt und humanisiert, sie hat sich personalisiert. Doch die modernen Medien vermitteln die Persönlichkeit des Politikers nicht direkt, sie sind vielmehr ein Filter.“ Radunski, P.: (1980), S. 16.
Langenbucher und Uekermann kommen beispielsweise bereits 1980 zu dem Ergebnis, daß jede dritte Sendeminute von den Politikern selbst bestritten wurde. Vgl. Langenbucher, W. R./ Uekermann, H. R.: (1985), S. 52; vgl. auch Greger, V.: (1998), S. 251ff.; Schmitt-Beck, R/ Pfetsch, B. (1994), S. 106–138.
Wolf schreibt hierzu: Die Personalisierung des Wahlkampfes durch Parteien und Öffentlichkeit „geht vom Bedürfnis der Wähler nach Anschaulichkeit aus“. Parteien kommen diesem Bedürfnis so weit nach, wie es für sie opportun ist. Je populärer ein Politiker ist, desto stärker wird die Personalisierung vorangetrieben. Vgl. Wolf, W.: (1980), S. 192.
Ein Charakteristikum des „modern publicity process“, also der mediatisierten Wahlkampagne oder auch als Indikator der Amerikanisierung. Vgl. Blumler, J.: (1990), S. 106.
Die Medien haben ein großes Interesse daran, Personen darzustellen. Dabei variieren die dargestellten Aspekte. Sie können beispielsweise moralische Aspekte der Biographie eines Politikers enthalten, den Politiker unter psychologischen Gesichtspunkten beschreiben oder Aussagen zu Lebensstil und Lebensauffassung des Politikers treffen. Gefahr jeder Personalisierung kann für den Politiker der Zwang zur Selbstdarstellung sein, der zur Abnutzung seiner persönlichen Ausstrahlung führt. Vgl. Radunski, P.: (1980), S. 16.
Bei Lass unter dem Begriff „spezifische Personalisierung“ bekannt. Vgl. Lass, J.: (1995), S. 10. Bei Pauli-Balleis als „Sympathiebereich” des Politikers umschrieben. Vgl. Pauli-Balleis, G.: (1987), S. 220.
Bei Lass unter dem Begriff „globale Personalisierung“ bekannt. Vgl. Lass, J.: (1995), S. 10–11. Bei Pauli-Balleis als „Leistungsbereich” des Politikers definiert. Vgl. Pauli-Balleis, G.: (1987), S. 220.
Vgl. ebd., S. 193. Dieses Ergebnis widerspricht der Studie von Wirth, W./ Voigt R.: (1999), S. 136; S. 155 die annehmen, daß personenbezogene Informationen von Politikern stärker die Wähler beeinflussen können, die zum Modell der politischen Vereinfacher gerechnet werden können.
Wirth/Voigt erachten diese Annahme als eher unwahrscheinlich. Vgl. Wirth, W./ Voigt, R.: (1999), S. 137.
Dem Befragten werden jeweils grundsätzlich bipolare Eigenschaftsausprägungen bei der Beurteilung des Politikers vorgestellt. Vom Befragten sind die Politiker unabhängig voneinander zu beurteilen. Vetter, A./ Brettschneider, F.: (1998), S. 90–115.
In der 1992 durchgeführten amerikanischen Studie von Just wurden die apolitischen Fähigkeiten bereits mit den Dimensionen „persönliche Lebensverhältnisse“ und „äußeres Erscheinungsbild” erfaßt. Als Entscheidungskriterium der Bürger für die Stimmenvergabe bei der Wahl wurde den beiden Faktoren jedoch geringe Bedeutung beigemessen. „At every stage of the campaign, the most important dimension is the candidates’ competence (…) Apolitical references to the candidates as people - for example, to their personal backgrounds or their visual appearances - are much less frequent than references to political consideration (…).“ Just, R/ u.a.: (1996), S. 209f.
Klein, M./ Ohr, D.: (200b), S. 23. Dieses Ergebnis ist konträr zur Studie von Lass anzusehen. Eine vergleichbare Studie auf Landtagsebene „When a man meets a woman…“ Heide Simonis und Volker Rühe als Spitzenkandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten bei der Landtagswahl in Schleswig Holstein am 27. Februar 2000, liegt von Ohr/Klein vor. Vgl. Ohr, D./ Klein, M.: (2001a)
Vgl. ebd., S. 115; vgl. auch weitere Analysen zu dem Forschungsfeld Holly, W./ Kühn, P./ Puschel, U.: (1989); Holly, W.: ( 1993 ); Holly, W.: (1994).
Vgl. Schütz, A.: (1992); vgl. hierzu auch die weiteren Analysen von Schütz, A.: (1993; 1994b; 1995; 1999).
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Bußkamp, H. (2002). Private und persönliche Themen des Politikers als Aspekt in der Personalisierungsdebatte. In: Politiker im Fernsehtalk. Studien zur Kommunikationswissenschaft. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86641-7_3
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