Zusammenfassung
Seit Almond und Verba (1957) in der klassischen Untersuchung “Civic Culture” Bedeutung des Vertrauens für das reibungslose Funktionieren von Demokratien hervorgehoben haben, ist diese Variable zu einem Schlüsselkonzept politischer Kulturforschung geworden (vgl. etwa Inglehart 1989). Das gilt für das zwischenmenschliche Vertrauen wie für das Vertrauen in Institutionen in gleicher Weise. Ob es nun Voraussetzung für störungsfreie institutionelle Abläufe, ob es deren Folge oder ob es — am plausibelsten erscheint — beides ist, jedenfalls finden wir einen stabilen Zusammenhang: Geringes Vertrauen in und Schwäche von Institutionen gehen Hand in Hand. Es paßt zu dieser These, daß wir ein ähnliches Vertrauensgefälle, wie es Almond und Verba seinerzeit zwischen den Vereinigten Staaten einerseits, Deutschland und Italien andererseits beobachtet hatten, heute im Vergleich zwischen den westeuropäischen und den osteuropäischen Staaten feststellen.1 Vordringlich scheint in den jungen Demokratien Osteuropas eine Stärkung des Institutionenvertrauens. Die Frage, ob daneben auch Mißtrauen für das Funktionieren von Demokratien erforderlich ist (vgl. Kaase 1988, ferner Döring 1990), scheint sich in dieser Situation nicht zu stellen.
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Gräf, L., Jagodzinski, W. (1998). Wer vertraut welcher Institution: Sozialstrukturell und politisch bedingte Unterschiede im Institutionenvertrauen. In: Braun, M., Mohler, P.P. (eds) Blickpunkt Gesellschaft 4. ZUMA-Publikationen. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86614-1_9
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Print ISBN: 978-3-531-13200-6
Online ISBN: 978-3-322-86614-1
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