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Liberalistisch orientierte Gesellschaftstheorien

  • Chapter
Einführung in die soziologischen Theorien I

Part of the book series: Studienbücher zur Sozialwissenschaft ((WVST,volume 13))

  • 63 Accesses

Zusammenfassung

Im Geiste der Aufklärung fordert Locke die Emanzipation der Vernunft, den Zweifel an allen »auf Treu und Glauben« übernommenen Lehren und eine rationale Denkmethode, die allein durch die »Betrachtung der Dinge selbst« die Vernunft leiten sollte. Auf der empirischen Grundlage von Beobachtung und Erfahrung kann der Mensch eigenständig denken und richtig erkennen lernen:

@@@»Nachdem man erst einige allgemeine Sätze gefunden hatte, die, sobald sie verstanden wurden, nicht anzuzweifeln waren, war es allerdings nur noch ein kurzer und leichter Schritt bis zu der Folgerung, daß jene Sätze angeboren seien. Nachdem dieser Schluß einmal anerkannt war, enthob er die Trägen der Mühe des Forschens und machte allen Fragen der Zweifler bei dem, was einmal als angeboren bezeichnet worden war, ein Ende. Es war für die, die sich als Meister und Lehrer aufspielten, von nicht geringem Vorteil, wenn sie das zum Prinzip aller Prinzipien machten, daß Prinzipien nicht in Zweifel gezogen werden dürfen. Denn war es erst einmal zum Grundsatz erhoben, daß es angeborene Prinzipien gebe, so sahen sich deren Anhänger gezwungen, bestimmte Lehren als angeboren anzuerkennen; damit aber wollte man ihnen den Gebrauch ihrer eigenen Vernunft und Urteilskraft entziehen und sie dazu veranlassen, diese Lehren auf Treu und Glauben anzuerkennen. In dieser Haltung blinder Leichtgläubigkeit ließen sie sich von gewissen Leuten leichter regieren und besser ausnützen, die das Geschick und das Amt hatten, ihnen Prinzipien beizubringen und sie zu lenken. Auch verleiht es einem Menschen keine geringe Macht über den andern, wenn er die Autorität besitzt, Prinzipien zu diktieren und unantastbare Wahrheiten zu lehren oder einem anderen als angeborenes Prinzip aufzuzwingen, was den eigenen Zwecken des Lehrers dienlich sein kann. Hätte man statt dessen untersucht, auf welche Art und Weise die Menschen zur Erkenntnis zahlreicher allgemeiner Wahrheiten gelangen, so würde man gefunden haben, daß sie sich im menschlichen Geiste aus dem gehörig erwogenen Wesen der Dinge selbst ergäben; ferner würde man festgestellt haben, daß sie mit Hilfe derjenigen Fähigkeiten ermittelt wurden, die ihrer Natur nach bei richtiger Anwendung zur Aufnahme und Beurteilung solcher Wahrheiten geeignet sind« (Menschlicher Verstand, I, S. 103 f.).

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Literaturverzeichnis

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© 1972 Westdeutscher Verlag GmbH, Opladen

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Kiss, G. (1972). Liberalistisch orientierte Gesellschaftstheorien. In: Einführung in die soziologischen Theorien I. Studienbücher zur Sozialwissenschaft, vol 13. VS Verlag für Sozialwissenschaften. https://doi.org/10.1007/978-3-322-86536-6_3

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  • DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-322-86536-6_3

  • Publisher Name: VS Verlag für Sozialwissenschaften

  • Print ISBN: 978-3-531-21088-9

  • Online ISBN: 978-3-322-86536-6

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